Freitag, 30. Mai 2008

Wahl-Qual

Nun ist es wieder so weit. Die Verfallsdaten stehen fest. Deshalb muss nun für Nachschub gesorgt werden, damit unser Bundesland, der Kreistag, der Landtag und die Stadt nicht kopflos vor sich hin dümpeln. Was wäre ein Volk ohne seine Elite!? (Das F-Wort darf ja in der deutschen Sprache auf Grund seiner politischen Unkorrektheit und historischer Verwechslungsmöglichkeiten weder gesprochen noch geschrieben werden.)

Der große Run auf die heiß begehrten Schreibtischsessel der politischen Macht auf den unteren Ebenen hat begonnen!




Damit steht nun der wahlberechtigte Wähler, informiert durch die persönliche Wahlbenachrichtigung, idendifiziert mittels Personalausweis, per Brief oder am Wahltag im Wahllokal erneut vor dem Problem, den Wahlkandidaten seines Vertrauens aus der (Aus-)Wahlliste aus-/ab-/hinzuzuwählen.



Da der gemeine Bürger die meisten (öfter eigentlich alle) Kanidaten, die sich für diese nervenaufreibenden und äußerst unbeliebten und schlecht bezahlten Jobs zur Verfügung stellen, nicht (persönlich) kennen, mischt sich der zur Auswahl Stehende nicht direkt unters Volk, sondern per Bewerbungsfoto in Plakatform ins Stadt- und Landbild. Und das ist wahrlich keine Bereicherung!

Paßbildartige Fotografien bilden den entsprechenden Kandidaten (leider) im Großformat ab, von denen sie dämlich, hämisch, hinterhältig, sich anbiedernd und bettelnd, aber huldvoll hernieder grinsen. Mich packt die eiskalte Wut, wenn ich diese Bürgernähe und Harmlosigkeit heuchelnden Porträts ständig sehen und ertragen muss!

Würde ich meinen Bewerbungsunterlagen solche Fotos beilegen - meine Mappe käme postwendend zurück, ohne dass sich jemand die Mühe gemacht hätte, sie wenigsten eckdatenbezogen zu überfliegen. Für Politiker galten und gelten ohnehin ganz andere Regeln auf den Brettern, die für sie die Welt bedeuten, deshalb solllte sich der gemeine Wähler nicht an solchen Kleinigkeiten des lokalen Welttheaters stossen.

Wie gesagt, diese eher kreativbefreiten Abbildungen sind jetzt überall sichtbar -in den Städten und Gemeinden- zur deutlichen Veranschaulichung des aktuellen Angebotes an Freiwilligen. An strategisch mehr oder weniger wichtigen Plätzen und Straßen wurden sie alle aufgehangen. Warum die sich immer aufhängen müssen, erschließt sich mir leider auch nach reiflicher Überlegung nicht so ganz. Ich hätte da zwar eine Idee... das allerdings ist ein anderes Thema.

Die Bilder der männlichen Amtsbewerber sehen sich alle sehr ähnlich. In mein Beute-Schema passt da keiner, deshalb ignoriere ich sie ebenso hartnäckig wie die mich an- (oder aus-) feixen. Den einen kenne ich: das ist unser Bürgermeister! Abgesehen davon, dass er einer und noch dazu der (m.E.) falschen Partei zugehörig ist, hat er mich in den vergangenen Jahren nicht immer, dennoch überwiegend von seinem Geschick im Amt überzeugen können. Würde ich allerdings nur nach seinem Wahlplakat urteilen, hätte er absolut keine Chancen, ein Kreuzl von mir zu erhalten.

Jedoch die Werbebilder der Frauen bieten dem aufmerksamen Betrachter schon ein ganz anderes Antlitz. Da gibt es z.B. eine, deren Gesicht total überbelichtet wurde. Das kenne ich von Juliane-Werding-Postern. (Keine Bange, hab damit nix zu tun!). Für eine Künsterlin oder für eine Frau, die ihr Einkommen auch mittels ihrer Äußerlichkeiten verdienen muss, wäre es beinahe passabel. Für eine Politikerin, finde ich, ist es reichlich überzogen.

He, die ist älter als ich und hat nicht eine einzige noch so winzig kleine erkennbare Falte im Gesicht! Glatt und strahlend weiß wie ein gepuderter Baby-Popo! Wobei mir gerade auffällt, dass diese (Aal-) Glätte über ein gewisses Gleichnis nicht hinwegtäuschen kann...

Wenn ich in der Dämmerung dort einmal entlang komme, muss ich direkt mal aufpassen, ob das Gesicht auch im Dunkeln so hell leuchtet. Den Spaß mach`ich mir. Dann versteck`ich mich und warte bis da ein paar ältere Kinder gerannt kommen und BUH!! Am Ende sind die dann ein Leben lang so wahlwerbeschädigt wie ich? Feine Sache, die sich zu lohnen scheint.

Und dann gibt es außerdem das Bildnis einer Frau noch reiferen Alters, bei der man zwar die Falten problemlos erkennen kann, was aber weniger schmeichelhaft für sie ist. Wäre sie wenigstens vor der Aufnahme mal bei einem Frisör vorstellig geworden! Es gibt noch einen weiteren Grund für dieses missratene Werk: das Bild sollte wohl besonders gut und aussagefähig werden sowie an Lieblichkeit, Dynamik und Vielseitigkeit der Kandidatin nichts vermissen lassen. Das allerdings ist doch gründlich schiefgegangen.

Ich habe ja echt keine Ahnung, wer derartige spezifische Fotos schießt (der sollte sich lieber auf Tontauben konzentrieren!), professionell ist das ganz sicher nicht. Falls doch, wäre ich so richtig fett von den Söckchen!) Ich würde ihr in jedem Falle raten, ihr Geld zurück zu verlangen.

Auf mich wirkt diese Abbildung eher wie vom geliebten Gatten odern stolzen Großeltern auf der Heim- und Hof-Digi geknippst: es ist nicht nur unvorteilhaft, es ist auch total unscharf - wie mit einem Weichzeichner aus zu großer Entfernung (auf einer echten Kamera - soviel zu Digis!) aufgenommen.

Die Farben sind komplett verwaschen. Sie verlaufen unnatürlich zu- und in einander, fast schon psychodelisch, was auch durch die Verwendung minderwertigen Materials passieren kann. Möglich wäre auch die unsachgemäße Handhabung eines entsprechenden Fotobearbeitungsprogramms. Die Unmöglichste oder Undenkbarste aller Möglichkeiten, wäre der persönliche Wunsch Ihrer Majestät, der Kundin.

Ich will ernsthaft niemandem zu nahe treten. Zusammenfassend:
Insbesondere dieses "Werk" riecht so richtig streng nach altem Lack von Geiz und Billig - jedenfalls auf mich (im Gesamteindruck).

Und jetzt Hand auf`s Herzl und ganz ehrlich:

Ich mag mir überhaupt nicht ansatzweise vorstellen, wenn jemand mit solchen Qualitätsansprüchen unser(e) Bürgermeister(in) werden würde.

PS:
Ich finde, was die eine auf dem Plakat zu viel hat, hat die andere zu wenig. Die hätten mal kollegial zusammen arbeiten sollen, dann wäre vielleicht auch was Vorzeigbares und vor allem was Glaubwürdiges dabei heraus gekommen.
In der Politik kämpft halt doch jeder nur um seinen Platz! (Speziell hier: an Laternen oder Überlandleitungsmasten;-)

Ein Hinweis in eigener Sache:
Ich kenne diese Damen (zumindest nicht wissentlich) persönlich. Gegen sie hege ich weder Zorn und Groll, noch möchte ich in irgendeiner Form gegen sie Stellung beziehen. Es liegt mir fern, mit diesem Beitrag so eine Art Anti-Stimmung zu verbreiten. Ich bin eine aktive Wählerin. Das hier Geschriebene reflektiert lediglich meine persönlichen Eindrücke und Gedanken.

Sollte sich dennoch jemand dadurch angegriffen, beleidigt oder gar verletzt fühlen, so täte mir das ernstlich Leid. Dies liegt ganz gewiss nicht in meiner Absicht.

In diesem blog befasse ich mich mit Erlebnissen, Ereignissen, Geschichten und Gedanken aus dem alltäglichen Leben. Diese sind nicht immer lustig. Zuweilen sind sie -ganz simpel ausgedrückt- brechreizerzeugend! Und ehe ich anfange, den Dreck zu schlucken, stecke ich mir lieber den Finger in den Hals!!!

Ihr lieben Gut-Menschen,
es steht jedem einzelnen von euch frei, diesen blog jederzeit zu verlassen (oder weiter zu empfehlen), wann immer ihr der Meinung seid: Jetzt reichts!

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