Mittwoch, 21. Mai 2008

Ja, Mama!

Vorgestern war mein fleißiger (Nicht-) Gatte damit beschäftigt, die alte, völlig verrostete Pumpe auszubauen, zu reinigen, um sie anschließend in ihre Bestandteile zerlegen, überprüfen und gegebenenfalls reparieren zu können, damit sie irgendwann einmal wieder ihren Dienst wieder antreten könnte.

Der Leser lasse sich an dieser Stelle bitte nicht täuschen: diese Auflistung ist zwar schnell gelesen, jedoch die Ausführungen handwerklicherseits sind wesentlich zeitintensiver und nervtötender als meine Schachtelsätze.

Zu besagter Pumpe gehört noch ein Brunnen. Dieser dürfte so um die 15 Meter tief sein und bietet, ausgeleuchtet oder nicht, dem Neugierigen einen faszinierenden Blick wie in eine andere Welt. Da die Zuläufe ohnehin komplett erneuert werden müssen, kann mann ja versuchen, das Herzstück zur kostenlosen Wasserversorung wieder in Gang zu setzen. Da scheut er keine Mühen, keinen Schweiß und schon gar keinen Dreck.

Irgendwann saß mein Kaychen dann im Laufe des Abends wieder aufm Sofa. Er rieb sich die Augen - och, so müde..? Wir besprachen noch einige Dinge für den nächsten Tag und wollten fix ins Bettchen - der Tag war hart.

Es ist allgemein bekannt, dass Männer zuweilen doch länger das Bad besiedeln als ihre Frau(en) oder Töchter - aber abends, nach fast ner Stunde, kaum hörbare Geräusche..? Natürlich will frau wissen, was da vor sich geht! Zugeben muß ich, dass ich ein anderes Bild erwartet hatte, meinen Mann vor dem Spiegel zu sehen, wie er sich die Augen reibt, befremdete mich doch ein wenig.

Er rechtfertigte sich, dass er was im Auge habe. Klar, ich guck da mal nach... 2 Probleme galt es zu überwinden für den Sichttest: er ist einen Kopf größer als ich - er setzt sich deswegen aber nicht auf den Wannenrand, sondern sieht so von oben zu mir runter - mir tut das Genick jetzt noch weh! Damit trat gleichzeitig das zweite Problem auf: er verdeckte mit dieser Pose auch noch das ohnehin kaum vorhandene Licht. Eine Drehung brachte es auch nicht; ich hasse Sparlampen, die können echt nicht gut sein für die Augen!

Zu sehen war unter den Umständen nix. Die Möglichkeit einer Augenspülung lehnte er rigoros ab, dafür wischte er sich mit Tempo und/oder Wattestäbchen im Auge rum. Beim Hingucken liefen mir schon die Tränen... Irgendwann kapitulierte er und hörte auf die Vernunft seiner Frau... Der Körper reinigt sich selbst. Und wenn das, was er im Auge hat, über Nacht nicht ausgeschwemmt wurde, kann er ja immer noch zum Augenarzt seines Vertrauens begeben.

Am nächsten Morgen hatte er sich so still aufgemacht, dass ich erst aufwachte als die Haustür zuflog (das funktioniert nicht leise, die klemmt so doof, und wenn die nicht laut zu geht, dann isse auch nicht zu, im Ernst!). Im Laufe des Tage telefonierten wir und er meinte, er wäre unterwegs zum Augenarzt. Was? Freiwillig?! Ohoh.. Danach SMS: "Kopf ab, Auge heil!" - ich war beruhigt, bis ich ihn dann interviewte:

Mein armes Bärchen hatte direkt auf bzw. in der Pupille nen Metallspan stecken! brr, schon die Vorstellung - ich wollte die Einzelheiten dann doch nicht ganz so detailiert hören, weil ich das dann immer richtig körperlich miterlebe.. er hat noch antibiotische Augentropfen mitbekommen, infektionsvorbeugend, und hat sich über den Preis von 17 Euro für nen Fingerhut voll Inhalt mächtig aufgeblubbert... Objektive Argumente und die Beschreibung der persönlichen Apokalypse meinerseits hatten gegen die Kaufsumme nicht wirklich eine Chance.

Als wir dann im Bett lagen, fragte ich ihn dann, ob er seine Augentropfen schon genommen hat. Brav antwortete er: "Ja", erweiterte diesen Satz jedoch um ein: "Mama!"

Ich liess das kommentarlos stehen und als ich wieder genügend Luft bekam, wiederholte ich den kompletten Satz (grammatikalisch betrachtet war es noch nicht mal einer!), woraufhin wir uns vor Lachen kringelten.

Jetzt sitze ich hier am Rechner, lasse mir das "Ja, Mama!" noch einmal durch meine Hirnwindungen sausen:

Vor nicht allzu langer Zeit entdeckte ich meine ersten Silberfädchen - meine Frisösin meinte fast überzeugt, s wär blond! Dafür hat sie ein bißchen mehr Trinkgeld bekommen.

"Ja, Mama!" Wie gesagt: leicht übergewichtig, mit Schlabberhosen, Leiershirt, Biogurken, zwischen Rechner und Herd (Töchterchen hat Hunger, wenn sie aus der Schule kommt), mit vorgebundenem Wischtuch und Lockenwicklern auf`m Dätz ...

Im Kopf hämmerts: "Ja. Mama!" und ich denke: "hmmh..."

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