Donnerstag, 22. Mai 2008

Fix unterwegs?

Jeder, der hier so ein wenig mit liest, hat irgendwie wenigstens geahnt, dass ich etwas arg unzufrieden bin mit meinen ach so weiblichen Kurven. Es ist ein echtes Trauerspiel: der Sommer naht und ich sehe aus wie ne Qualle. Es schwabbeln die Ringe hemmungslos an mir herum, die Hosen lassen sich wenn überhaupt nur noch unter lautem Stöhnen und unter Protesten schliessen, die Shirts zeigen alles, was frau doch lieber verbergen möchte und auch die Bewegungsmöglichkeiten beschränken sich außerordentlich arg, weil die Speckfalten energisch den Weg blockieren ...

Endlos könnte ich die Mängelliste fortführen, in Selbstmitleid baden und mir pfundweise Frustkekse reinschieben. Nö, ich nicht (mehr)! Ich habe diesem verfetteten Körper und seine Hüft-Gold-Mißbildungen einfach nur noch satt. Allerdings bin ich daran ja nicht alleine Schuld.

Ich hatte mich mal kurz zu meinem elenden Schweinehund geäußert. (Übrigens könnte ich mit diesem Thema ganze Bücher füllen, für heute müssen ein paar Zeilen reichen.) Dieses Monster geht mir nur noch auf den Zeiger: ständig ist er in Freßlaune! Alles Süße, Kaloriengesegnete, Fettige und Schlabberige muß er unbedingt haben.

Die Tier-Nanny würde sich an dem ihre durchaus echt wirkenden Zahnkronen ausbeißen. Den bekomme ich beim besten Willen nicht mehr erzogen. Der schleift mich überall hin, wo er Beute wittert, sabbert, nervt, schreit, geht mir "um den Bart", knutscht und kuschelt... er hat echt ne Menge drauf, wenn er Witterung aufgenommen hat.

Meinen zweiten Vornamen trage ich auch nicht umsonst: Inkonsequentia. Der Name ist Programm und so gebe ich mich regelmäßig geschlagen... Auf den "Speiseplan" gehe ich aus Sicherheitsgründen lieber nicht explizit ein. Der Griebel ist nämlich grad am Schlafen und träumt so süß vor sich hin. Würde er jetzt das Wort "Schlags****" vernehmen, wäre hier der Teufel los!

Ich hab ne Alternative gefunden, die ich seit 2 Wochen erfolgreich durchziehe. Und solange ich noch die Zeit dafür habe, werde ich es weiterhin tun. Lange genug habe ich ihm damit gedroht, jetzt endlich habe ich es wahr gemacht: mein Schweinehund und ich gehen jetzt jeden morgen so um die 3-4 kmchen Gassi... Blöd gucken kann der wirklich süß! Der konnte es in der ersten Woche ja so gar nicht fassen, was da abging... mittlerweile behält er sogar die Uhr im Auge und bringt mir sogar die Leine. Schnurrend laufen kann er nicht, aber sich freuen, wenn wir wieder zu Hause sind, umso mehr. Dann ist er einfach nur knülle, rollt sich ein und schnarcht.

Wenn er dann aus dem Land der Träume wieder auftaucht und Theater machen will, zeige ich ihm nur die Leine - "huuhuu!!", jaults und trabt davon - ja, Frauchen macht ernst! Auch wenn ich ihm hin und wieder nachgebe, Gassi gehen ist jetzt Programm. Positiver Nebeneffekt ist diese unvergleichbare Ausgeglichenheit...

Jedenfalls gehen wir mit nem bestimmten Tempo Gassi. Ja, darauf kommt es mir nicht wirklich an, aber es soll auch was bewirken. Die Strecke, die ich uns ausgesucht habe, ist schon gut durchwachsen: bergab, abbiegen, bergab, abbiegen, bergan, bergan, bergan, abbiegen, gerade, gerade, Zielgerade... Wir laufen den Dorfberg so gesehen hinunter und über einen schönen Feldweg ums Dorf herum und wieder hinein. Noch habe ich keine Uhr dabei, aber schätzungsweise dauerts so 10-20 Minuten, länger aber auf gar keinen Fall - sind ja schließlich nicht im Rollstuhl unterwegs. Aber so ganz genau? Ich weiß es wirklich nicht.

In dieser Woche trafen wir morgens immer eine sehr nett lächelnde ältere Dame, die den Berg raufläuft, den wir runter müssen (echt ein fieser Berg!). Auch heute wieder. Ich lege übrigens auch immer ein wenig Wert auf eine gewisse Anonymität, weshalb wir auch lieber morgens Gassi gehen. Da sind nicht so viele Leute unterwegs, Frauchen wird nicht andauernd von irgendwem angequatscht und aufgehalten usw. Hab halt gern so ä bißl meine Ruh`!

Wir also heute Morgen an der netten Dame vorbei, höflich und lächelnd (eher grinsend) grüßten wir uns (sie stand fast da, wo wir abbiegen mußten und unterhielt sich mit einem Handwerker) und wir bogen das erste Mal ab - spätestens ab da ist dann wirklich keiner mehr zu sehen oder hören, nur das Rauschen der Bäume, das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Bächleins und das unsanfte Aufsetzen unserer Füße - wie gesagt, wir bemühen uns, wir beeilen uns...

Heute, so fanden wir, haben wir ne richtig gute gefühlte Zeit hingelegt. Ich nahm auch an, dass wir heute Morgen die beste Zeit der gesamten letzten 2 Wochen drauf hatten. Wir haben nicht getrödelt, sind auch nicht stehen geblieben und waren fix unterwegs - dachte ich.

Unser Rückweg führt an der Bushaltestelle vorbei. Leider haben wir das ausgerechnet heute ausser Acht gelassen! In der ganzen Zeit hatte ich den Busfahrplan im Auge behalten! Ich könnte mir ... aber echt! Wie waren noch nicht ganz um die Ecke rum, da sehe ich sie schon stehen: das Damenkränzchen fährt zum Markttag in die Stadt. Zu diesem Ereignis versammelt sich das Handtaschengeschwader immer vorzeitig, der Bus könnte ja ne halbe Stunde eher kommen! Vielleicht wollten sie auch nur mal die neue Nachbarin sehen und ihren Schweinehund streicheln ;-) ...?

Was tun? Wir mußten da vorbei! So schnell es eben möglich ist mit der Bestie an der Backe wollte ich vorbei - freundliches "Hallo!", da sehe ich die nette alte Dame, die grad noch am unteren Dorfberg stand.. Ich war entsetzt!

Da sagt die doch zur Krönung: "Wo kommt denn die junge Frau so schnell her? Grade war die doch noch aufm Dorfberg, jesses!" Alle Damen drehten ihre extra für die Stadt gestylten Kaltwell- und andere Frisuren in unsere Richtung - da waren wir schon so was von fix weg!

Das Staunen der netten alten Frau kann ich nicht so positiv für uns werten. Wie schon gesagt, wir treffen sie öfters. Daher weiß ich auch, dass die wesentlich länger den Berg hoch braucht als 20 Minuten - sie läuft an 2 (!) Krücken.

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