Montag, 31. Oktober 2011

Himmlische Hilfe?!

Es geht nichts über einen gepflegten Feiertagabend...

Die Sonne strahlt vor sich hin, hat die Erde schön erwärmt, der Herbstspaziergang war ein Schmaus für die Sinne... dann kommt man nach Hause. Wie schön und sauber es ist. Im goldenen Schein der herbstlichen Abendsonne gibt es nichts als Wärme und Frieden.

Ja, es könnte alles so schööööön sein. Doch dann fällt der Mama noch ein: eigentlich könnte ich mal eben fix noch eine Waschmaschine anstellen. Gut, frau hätte es auch lassen können - aber nö!

Mit dem Wäschekorb durch´s heimelige Häusl getappst.. Da kommt mein Nicht-Ehemann hinter mit her, weil er doch noch einmal nach der Heizung schauen will. Gut, man(n) hätte es auch lassen können - aber nö!

Auf der unteren Treppe blieb er dann stehen. Seine Nase schleifte auf der untersten Treppenstufe. "Wieso beißt du jetzt in die Treppe?", fragte ich. "Mh!", kam´s zurück. "Hier ist es irgendwie nass getröppelt.."

"Wie jetzt?"

"Hast du Blumen gegossen?"

"Ja, gestern. Allerdings pflege ich meine Pflanzen und ersäufe sie nicht!"

Wir verfolgten die Spur im Treppenhaus - und siehe da: es leckte die Trinkwasserleitung. Die Aussicht auf den "gelungenen" Abend frustrierte mehr als dass uns diese Tatsache an sich geschockt hätte.

Also, alle noch einmal zur Toilette, Waschmaschine nicht angestellt und duschen auf später verschoben. Da unser Töchterchen und ich im Arbeitszimmer einiges zu erledigen hatten, verzogen wir uns ins Oberstübchen.

Da das Oberstübchen vornehmlich das weibliche Refugium ist, gibt es da oben keine Klingel und auch kein Fernsehgerät.. Die, die es wissen, rufen kurz an und sagen Bescheid, dass sie kommen, von unterwegs oder wenn sie schon da sind. Jedoch, diejenigen, die das nicht wissen, die klingeln und klingeln, vergebens.

So stand jetzt mein Liebchen im Haus und sägte, puhlte, lötete und schraubte an unserer Leitung herum. Und wie es ist, wenn man gerade keine Hand frei hat - es klingelt! Da kein weibliches Wesen unseres Haushaltes davon Notiz genommen hatte, stapfte er eben zornig die Treppe hinab und öffnete die Tür.

Zwei junge Männer in schwarzen Anzügen und weißen Hemden standen in unserem zerfurchten Hof mit ihren blitze blanken Lackschuhchen, begrüßten meinen Heimwerker sehr nett und boten ihm an: "Wir würden uns sehr gern mit Ihnen über Gott unterhalten."

Da stand der Hausherr da wie vom Donner gerührt :)

"Hallöchen! Nee, Jungs.. völlig falscher Zeitpunkt - ich hab grad nen Rohrbruch. Aber ich wünsch euch einen schönen Abend." Sein breites Grinsen kann sich jetzt jeder vorstellen, der ihn kennt.

"Oh, das ja gar nicht schön", gaben die beiden sehr höflich zurück und sahen auch ein, dass dies jetzt wirklich äußerst ungüstig war. Doch die Kerlchen sehen ja nicht nur sehr adrett aus, nein, sie sind auch noch sehr höflich und richtig zuvorkommend. Dabei lassen sie ihr Ziel nicht aus den Augen. Sie fragten: "Aber vielleicht können wir Ihnen helfen?"

Das abgesägte Rohr in der Hand, mit nassen Hosen und schwitzend (im Hinterstübchen seiner Gedanken rückte das gemütliche Sofa in immer weitere Ferne)entgleisten ihm jetzt auch noch die Gesichtszüge... Ganz entschieden und wohl ein wenig zu nachdrücklich rutschte es ihm heraus:

"Nee, um Gottes Willen!"

Man verabschiedete sich doch sehr rasch.. Allerdings wäre es ein interessanter Versuch geworden. Nicht jeden Tag bekommt man himmlische Hilfe :)

Sonntag, 31. Juli 2011

Plitsch-Platsch!

Für unsere Tochter ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Schon als pubertierende Göre wollte sie schon gern dabei sein, beim angesagtesten HipHop-Festival in unseren Breitengraden.. dem Plitsch-Platsch!

Wie der Name schon verrät, wird dieses Festival alle Jahre wieder von ergiebigen Regengüssen begleitet..was sich ja auch super macht, wenn man mitm Zelt unterwegs ist. Auch so gibt es jede Menge schräge Typen, viele tolle Evants und Künstler live, aber eben auch Geschäftemacher und Drogen an allen Ecken und Enden im Überfluss.

Auf jeden Fall haben wir das als Eltern vor ihrem 18. Geburtstag nie erlaubt, zumindest nicht über Nacht. Mit ihrer Volljährigkeit haben wir immer gehofft, dass sich der Wunsch ein wenig verlagern und auf spezielle Bands fokussieren wird. Bis zu ihrem 19. Geburtstag (oder war es Weihnachten?): da bekam sie die Karte von ihrem Freund geschenkt.

Über die Vorbereitungen könnte ich ganze Bücher füllen - ich habe mich in dieser Zeit wirklich königlich amüsiert.

Da kam an einem Wochenende, sie war gerade bei ihrem Freund, man plante gemeinsam mit dem Kumpel und überlegte im Kämmerlein.., ein Anruf.

Sie fragte, ob wir das Wohnmobil von Bekannten, mit dem wir u.a. in Norwegen ein paar Wochen unterwegs waren, für besagtes Festival bekommen könnten.

Nöö, können wir nicht.

WARUM?!

Weil Geliehenes von netten Bekannten im Ernstfalle moralisch schwerer zu händeln ist als mit einem gemieteten Gefährt.

Mh, und deine Freundin?

Nee, von ihr gleich mal gar nicht!

WARUM?!

Weil man gerade dieses lieber in einem fast noch besseren Zustand abgibt als man es erhalten hat.. und ehrlich gesagt, möchte ich auch gern mit ihr befreundet bleiben.

Mh, was kostet denn die Miete für so ein Dinkx?

Für eine Woche, Nutzer unter 21 Jahre, für ein derartiges Evant - lass mich mal überlegen.. wenn überhaupt, dann nicht wesentlich unter 800 €.

HÄ?! WIESO?!

Is ja auch immerhin Urlaubssaison, wir haben Mai. Ausserdem werdet ihr gerade deswegen auch kein Wohnmobil bekommen. Ausserdem: mit unter 21 Jahren zahlt ihr von Haus aus mehr, wenn ihr, wie gesagt, überhaupt eins bekommt.

Na, das werden wir ja sehen. Wo gibts denn in unserer Nähe solche Verleihe?

Ich gab ihr fünf Adressen und lehnte mich entspannt zurück.

Natürlich waren sie an diesem Wochenende erfolglos auf der Suche nach besagtem Fahrzeug. Der Mensch, der unsere Tochter nicht kennt, wundert sich bestimmt an dieser Stelle, wofür sie ein Wohnmobil brauchen, immerhin tut es doch das gute alte Zelt. Das könnte man mit allen anderen Sachen schön ins Auto packen und ab gehts. Wie gesagt: wer sie nicht kennt.

Mich, ihre Mama, hätte die Zeltvariante erstaunt. Damit hätte sie mich echt überrascht. Doch ich kenne ja mein Kind und weiß daher, dass ihr Camping ein totales Grauen ist.

Im Zelt zu schlafen, auf einer Luftmatratze (!) und noch dazu in einem Schlafsack! - das sind schon mal zwei Dinge, die wirklich nicht hinnehmbar sind. Ohne Himmelbett und Kuscheldecken, Plüschis und weiß der Geier, was noch - geht nicht!

Morgens dann ohne Schminke und mit ungestyltem Haar halb verschlafen über den Zeltplatz zu schlappen, wenn es geht noch in den Klamotten, in denen Fräulein Tochter geschlafen hat und sich im großen Waschraum einzufinden, wo sich erwartungsgemäß hunderte von Leuten tummeln werden.. und noch das gemeinschaftliche Anstehen vor der Klotür - das absolute NO GO! Schlafen im Zelt, es ist eng, da kann man nicht alles um sich herum verstreuen und muss auf den anderen ein wenig Rücksicht nehmen. Denn auch die anderen haben ihre Sachen dabei .. Wenn es regnet, was es immer tut während dieses Festivals, wird alles klamm, Zeugs vor dem Zelt, das man nicht weggeräumt hat, wird nass .. ausserdem gibt es ja so wahnsinnig viele Mücken, Fliegen, Käfer, Würmer .. alles igitt! Gemeinschaftsbad - boah, geh fort! Gemeinschaftstoilette - ar pfui, brech!

Ein Wohnmobil wäre DIE Lösung! Allerdings muss man dieses ja stehen lassen, da man den Stellplatz nie wieder finden bzw. noch einmal bekommen würde. Doch das wäre ja nicht so schlimm. Dafür bietet so ein mobiles Heim viele Vorteile:

Die junge Fastzwanzigerin bräuchte sich nicht nur nicht wesentlich einschränken und SIE hätte ein Bad. Mamas Hinweis, das zwei junge Männer dabei wären, die auch Wert auf Körperpflege legen und ein klitze klein wenig Platz benötigen könnten, darauf meinte sie großzügig: "Könn´se doch! Wenn ich im Bad bin, können sich die Jungs sich doch auch fertig machen."

"Ah ja, und geduscht wird im Mobi?" - "Klar, deswegen wollen wir ja eins haben."

"Was glaubst du denn, wieviele Duschen und Haarwäschen der Tank hergeben wird? Ausserdem muss das verbrauchte Wasser entsorgt und Frisches wieder aufgefüllt werden."

"Wenn ich sparsam bin, wirds schon gehen.."

"Und die Jungs?"

"Die können doch auch duschen gehen. Wenn ich mich dann fertig mache, dann haben die ihre Ruhe und können sich duschen, Haare stylen usw."

"Und das alles in dem kleinen Camper? Und ausserdem: wie soll das gehen, wenn du im Bad bist?"

Verständnisloser Blick.

"Na, das sind Jungs - die gehen in den Waschraum."

So in der Art ging die Diskussion weiter.. bis wir alternativ darauf kamen, doch lieber einen großen Transporter, nen Sprinter oder was in der Art, zu mieten. Zu dritt einigten sie sich und organisierten das Fahrzeug.

Und da ich leider gerade wieder wenig Zeit habe, werde ich euch die Geschichte am Ende der nächsten Woche weiter erzählen. Nur so viel sei verraten: sie hätten wirklich auch im Zelt schlafen können :)

Der Bastler - Zwischenepisode

Zögerlich, fast schüchtern schellten die Glöckchen über der Eingangstür des Fachgeschäftes. Ein nicht mehr ganz so junger Mann steckte seinen Kopf vorsichtig durch die Tür, bewegte sich im Zeitlumpentempo in den Laden...

Ein wenig hilflos und verloren stand er im Raum. Wie gesagt, nicht mehr sooo taufrisch, braun gebrannt, in ausgebeulten Markentrainingsklamotten, die ihre besten Zeiten wohl vor 5 Jahren schon erlebt haben, ebenso die Schuhe .. Wahrscheinlich kam er gerade von der Arbeit, denn seine dunkelschwarze Kurzhaarfrisur war staubbedeckt..

"Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein..", kam ihm der Händler freundlich entgegen.

"Naja", meinte der Kunde, trat verlegen von einem Bein aufs andere. "Mei Vodor schichkt mich wäschn näm Schaldor..?"

Alles klar, das ist Bastelwastel Junior. In den von der Arbeit gezeichneten Händen hielt er etwas unschlüssig einen Schalter..

"Nu där Aldä hat gesocht, dass sch dänne hier geschn nen annorn dauschn sull.." Diesen Satz formulierte er eher wie eine Frage und schien wirklich etwas peinlich berührt zu sein.

"Ach ja, der Herr Bastelwastel und sein Schalter!", freute sich der Verkäufer.

"Mhm, ich bin dor Änkl.. Eh glohm sä, s is mor bissl beinlisch, der aldä geizgnuchn schraubd nu schunn drei wochn an däm olln ding rum - zu geizsch, ma n pfäng auszugähm! un fungdschoniern dud hinnerher glei gar nüscht mähr. Ar der is schätzä im Urloob un ich muss mich hier zum eemor (gemeint: eimer) mochn!"

"Ach, da können Sie sicherlich nix dafür. Was ist denn diesmal schief gelaufen?"

"Ä, der spinnd duch! Ich gloob ni, dass das Ding gabudd is, der hat nur keene Ahnung. Do sin immor dä annorn schuld."

Der leidgeprüfte Junior sah in strahlende, verständnisvolle Gesicht des Fachmanns.

"Tja, wenn er es so haben will. Aber den Schalter hat er nicht genutzt. Er hat hier nur die Leiterplatten ausgetauscht, wie ich das sehe. Mh, dann hat er bissl was vertauscht. Klar, dass das schiefgegangen ist", sagte er, während er die Teile prüfend in den Händen hielt.

"Glor, där is doch bleede - da haud där glei dä Wäsche nei und wunnerdsch dann."

"Ja, wenn einer kommt, der am Thermostaten rumbasteln will, dann gehen wir davon aus, dass der weiß, was er tut. Allerdings sollte man in diesem Falle wenigstens wissen, dass man erst nen kontrollierten Probelauf durchführen muss .. Aber ich gebe Ihnen jetzt mal noch einen kompletten Schalter mit. Machen Sie jetzt die Maschine fertig?"

"Hä?! Ich?!", vor Schreck warf er die Arme in die Luft. "Da vorgeifsch mich ni dran, dann schiebt ders noch of mich, wänn das ding hochgidd! Nee, nee, der soll dänn dräg scheen ma alleene machn."

Man tauschte dann die gewünschten Teile noch einmal hin und her. Bastelwastel Junior war die Geschichte wirklich sehr unangenehm. Er bedankte sich und meinte noch: "Warum där ni glei schemandn kumm läßt? Na, wänn noch ä was sin solldä, dann soll er selbor herkumm."

"Is recht", grinste der Verkäufer, und der Junior machte sich etwas beklommen auf den Weg.

Das ist eben des Bastlers hartes Los: kaum einer versteht ihn.

Sonntag, 24. Juli 2011

Amy, Norwegen, ..

Amy Winehouse hat es geschafft!

Den Nachrichten zu Folge, wurde sie gestern nachmittag in ihrer Londoner Wohnung tot aufgefunden.. Zwar wird sie wohl noch obduziert, aber ich denke nicht, dass außer Alkohol, Tabletten und Drogen noch weitere Fremdeinwirkungen eine aktive Rolle gespielt haben. 27 Jahre, einmalig talentiert, trotz ihrer Ausschweifungen beliebt und berühmt, nicht unvermögend und wohl sehr unglücklich. Hatte sie Freunde?

Sie hat sehr lange zielgerichtet daraufhin gearbeitet. Jämmerliche Bilder ihrer letzten Konzerte. Sie lallte und grölte, torkelte über die Bühne, fiel dort auch schon mal in einen tiefen Schlaf, an ihre Texte erinnerte sie sich nur noch lückenhaft, ansehnlich war sie ebenfalls nicht mehr.. Auf mich machte sie schon lange den Eindruck, dass sie das Leben nur als Last und Strafe empfunden hat.

Sie war immer der Meinung, dass sie keinen Entzug und keine Therapie benötigt. Wahrscheinlich hatte sie zu große Angst vor ihrem Leben. Zwar hatte sie es lt. Presse hin und wieder einmal in einer Klinik versucht, jedoch wohl nicht mit dem nötigen Ernst und Willen. Wie gesagt: ich glaube nicht, dass sie leben wollte - ich bin überzeugt davon, dass sie sich selbst schon vor sehr langer Zeit aufgegeben hat.

Ganz anders die Opfer des Attentäters in Norwegen. Alleine in Utöya wurden 85 junge Menschen, die ihre Ferien, das Zusammensein, ihr Leben genießen wollten, hingerichtet. So viele junge Menschen - durch die Hand eines einzigen Mannes für immer ausgelöscht.

Aber 67 Jugendliche haben bisher überlebt. Sie haben sich versteckt, sind geflüchtet, sind ins kalte Wasser gesprungen, .. haben um ihr Leben gekämpft!

Für vier Familien gibt es noch Hoffnung, dass ihre Kinder gefunden werden. Wenn die Wahrscheinlichkeit auch nicht sehr hoch ist, es ist nicht unmöglich.

Um welchen Preis jedoch, das werden die Jahre zeigen. All unsere Solidarität und unser Mitgefühl wird den traumatisierten jungen Menschen und ihren Familien nicht wirklich helfen.

Ich hoffe sehr, dass keiner von ihnen seinen Lebensmut und -willen verlieren wird.

PS: Täter soll auf eine mögliche psychische Erkrankung hin untersucht werden.

Freitag, 22. Juli 2011

Der Bastler - Episode 1

Kommt mal wieder einer der tapferen Bastler in das Fachgeschäft für Weiße Waren...

Er ist ein klein wenig über den Beginn seiner Rentenzeit hinaus, schlurft in lustig ausgetretenen Biopantoffeln und ausgebeulten Markentrainingshosen (die hat er sicherlich mit D-Mark bezahlt) durch den Laden. Der Rücken ein wenig gebeugt, im Gesicht braun gebrannt, dunkle Knopfaugen, ein wenig schlemisch lächelnd, das Haar sehr kurz, die Strickjacke (wohl von einem der so beliebten Märkte östlich unserer Grenzen) im 80er-Jahre-Chic, darunter ein gebügeltes weißes Hemd - so steht er mit ernster Mine vor dem Verkäufer.

Seine Geschichte ist relativ schnell erzählt, wobei er das garantiert ein wenig differenzierter sehen wird :) seine Waschmaschine begann ihren Streik vor drei Wochen. Der Basteler sah es als seine Pflicht, dieser wieder höchst selbst in die Gänge zu verhelfen. Der Schuldige war schnell ausgemacht - der Schalter. Diesen baute er aus, lies sich vom Fachhandel einen neuen kommen. Da alles nicht so ging, wie man(n) sich das gewünscht hatte, wurde der Schalter noch einmal per Garantie umgetauscht. Der Fachhändler von heute ist eben noch sehr kulant. Übrigens ist der Verkauf von Ersatzteilen in der Branche durchaus nicht üblich.. Nicht nur aus "egoistischen" Gründen ist das so, sondern weil der Händler doch viel Aufwand und unter Umständen nur Scherereien haben kann.

Der neu in die Waschmaschine eingebastelte Schalter jedoch, versah seinen Dienst sehr übereifrig. Allerdings konnte dieser nichts dafür, denn er kann nur das tun, was die Technik ihm befiehlt. Und so schaltete er nicht auf geforderte 30 Grad, sondern kochte emsig Omas Wollstrümpfe und Strickjacken. Oma machte dann ihrerseits dem Bastler ordentlich die Hölle heiß. Dieser wiederrum baute den Schalter erneut aus und begab sich auf den Weg zum Fachhändler seines Vertrauens.

(Da ich Grund zur Annahme habe, dass meine Geschichten nicht nur von technisch begabten Menschen gelesen werden, die hier übrigens lediglich in geringer Zahl vertreten und 100%ig männlichen Geschlechts sind, erspare ich uns die entsprechenden Details, liebe Mädls.)

"Nu Meestor, schätzdä binsch ma wiedor hier - das dinkxs gid nähmle ni..!"

"Na heu, was funktioniert denn da nicht?"

"Nu dor Schaldor had dä Bäddsoggn von meinor Frau gägucht - die sinn schätzdä sooo lang..", er deutete dabei gestisch die Entfernung vom Boden bis zur Hüfte an. "Sä gännsch vorställn, wie dä Ollä mir dä Ohrn abegnaubld had.."

Was folgt, ist das männlich wissende beidseitige Grinsen, und das ausgibig.

"Jah, Hr. Bastelwastel, was ham se denn da mit dem Schalter gemacht?"

"Na nüschd, nur eigebaud - ar das Dehl (= das Teil) is kabbudd. Das ham sä mir zwar gägähm, ar da willsch ä neies, das war schun kabbudd. Immorhin habsch s aus dor Diedä genumm un s eigebaud - isch hab nüschd dran rum gämährt odor ärschnd äwas..", und schüttelt mit dem Kopf und nickt und schaut unschuldig drein.

Der Händler nimmt dem Rentner den Schalter aus der Hand, testet und prüft. Beide haben in der Zwischenzeit Platz genommen..

"Hr. Bastelwastel, der Schalter kann auch nicht gehen. Sehen Sie, hier sind die ..elemte entfernt wor.."

".. nee nee", wurde der Verkäufer energisch unterbrochen. "Ich hab da gar nüschdä dran gemachtd. Ich hab dännä so wie der war eigebaud. Das Ding habsch gar ni uffgemochd odor so äwas, nee nee!"

Der Fachmann beginnt mit einer Einführung in die Anatomie des Schalters. Dabei blickt er sachlich, aber geduldig lächelnd in die Bastelwastelsche Unschuldsmine. Die Argumentation endet mit dem Fazit: da hat sich jemand dran versucht. Und wenn es nur zum Zwecke der Neugierbefriedung war.. Der Schuldige kann nur vermutet werden, denn Hr. Bastelwastel war es auf gar keinen Fall!

Ein letztes Mal bekommt der Hr. Bastelwastel ein Ersatzteil mit. Der Händler bittet um ein paar Minuten Geduld, weil er da ein wenig suchen muss. König Kunde ist es recht. Er parkt in der Zwischenzeit sein Auto um - so spart er 20 Cent Parkgebühr für eine Stunde. Indes der Händler versiegelt den Schalter, sodass der Bastler nicht ohne Weiteres den Schalter öffnen kann. Sollte er das tun, würde man dann die Spuren unweigerlich erkennen.. Davon weiß der Bastelfreund aber nichts. Glücklich geht er mit dem Schalter davon.

Herr Bastelwastel rief gerade im Laden an, denn, wer hätte es vermutet, auch dieser Schalter sei "so rischtsch forn Schrubbor!".

".. dänn muss dor Schäff ährschnd äwie äwas vordauschd ham..", und das aller Beste: ".. sinn sä froh, dass ich da wor, sonsdä häds mir hier dä Budä abgefaggld!"

"Bringen Sie doch bitte den Schalter unbedingt mit, wir schauen uns das an."

Wer da nicht glücklich sein wird? Kleiner Tip: der Fachmann wirds nicht sein. Wenn seine Majestät der Kunde selbst am Werkeln ist, dann übernimmt er natürlich auch die Haftung. Es sei denn, er hätte tatsächlich ein defektes Ersatzteil erhalten. Hat er aber nicht! Bisher hat Hr. Bastelwastel den Schalter noch nicht vorgelegt. Die hoch geschätzt 70 € Reparaturkosten vom Fachmann mit Service und Garantie ersetzen eben noch lange nicht das Bastlerglück.

Man darf gespannt sein und noch ein wenig bleiben auf den Ausgang der Geschichte. Denn Herr Bastelwastel möchte ab morgen ein wenig ausspannen. Dazu bereist er die nördlichen Gefilde unserer bunten Republik. Er hat schon sehr Sehnsucht nach seinem Wochenendgrundstück und "will ma widdor ä bohr Dochä ausspann´un ä biddl mid meim seeschlbood nausfohrn.."

Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten :)

Samstag, 16. Juli 2011

... über tickende Zeitraffer

Mir ist da mal was eingefallen .. als ich einen Bericht gesehen hab (:D) über Menschen, die unheimlich viel Geld für Uhren ausgeben.

Es gibt ja da nach oben gar keine Grenzen mehr! Klar, vom Kitsch bis zum Wunderwerk ist alles dabei. Ich bin fasziniert von der Präzision, der handwerklichen Kunst, dem Gespür der Designer.. Vor längerer Zeit waren wir auch einmal in einem Uhrenmuseum im Harz. Uhren für jeden Anlass haben wir gesehen: zum Ablesen der Zeit, zur Unterhaltung für die ganze Familie, zur Erinnerung an Wald und Flur und schöne Tage, zur Kontrolle der Arbeitszeit, als Luxusgegenstand zum Protzen und angeben, zur Dekoration, .. wie gesagt: ich spreche über Uhren!

Ich selbst habe es nicht so mit der Zeit. Mir kann eine Stunde zur Minute werden, die Minute kann mich auch ein Jahr kosten.. Die Zeit ist eine Erfindung der Menschen. Nicht einmal der Teufel konnte so gemein sein. Wenn man beginnt, über die Zeit nachzudenken, fallen einen alle möglichen Dinge ein, philosophische Betrachtungen, Lebenswege und Ereignisse - doch nie bringe ich die Zeit in Verbindung mit einer Uhr.

Überall will der Mensch die Zeit erfassen, sie sehen: es gibt Kirchturmuhren, Rathausuhren, Schuluhren, Uhren auf vielen Öffentlichen Plätzen, Bahnhofsuhren, Stechuhren, Stoppuhren, Taschenuhren, Zeitschaltuhren, Armbanduhren, mechanische Uhren, digitale Uhren, Miniuhren, Sonnenuhren, Uhren zum selber bauen, Sanduhren, Eieruhren, Kaminuhren.. das sind nur die, die mir auf Anhieb einfallen.

Eine zeitlang habe ich mich bei Freunden, in der Familie und auch so mal etwas bewusster umgeschaut, wer wo überall Uhren besitzt. Fast alle Menschen haben im Wohnzimmer wenigstens eine Uhr hängen oder stehen, ebenso in der Küche und im Schlafzimmer, in der Diele, aufm Flur... Selbst im Gartenhäuschen und in Kinderzimmern kann man sie finden. Zeig mir auch das Auto, in dem es keine serienmäßig zur Ausstattung gehörende Uhr gibt. Heute kannst du die Zeit auch überall ablesen, wenn du den Rechner, das Handy, Wiedergabegeräte (DD, DVD, MP3 usw.) oder den Fernseher eingeschaltet hast. Etwas neuer, aber auch so fragwürdig für mich ist die Uhr am Kühlschrank.

Ältere Menschen (auch die in unserer Familie) verfügen alleine im Wohnzimmer über mindestens eine unübersehbare Uhr, die mit Gong, Glockengeläut oder mittels Kuckuck die Splitter der Stunden runterzählen.

So einen Count-down möchte ich auf gar keinen Fall in mein Leben lassen. Warum soll ich ständig auf die Vergänglichkeit hingewiesen werden? Wieso sollte ich bei allem, was ich gerade tue oder lasse unterbrochen werden, nur um der Zeit zu gedenken, die gerade vergangen oder eingeläutet wird?! Das macht mich doch nur irre und nervös! Gerade in den Räumen, in denen ich mich entspannen möchte, kann ich diesen Hektik und Panik verbreitenden Unsinn absolut nicht gebrauchen.

Oder denken wir mal an die kleinen nervigen Tick-Tacks, die zwar niedlich aussehen können, jedoch die Minuten und Stunden sekundenweise lautstark abzählen - das nimmt einem doch jede Ruhe! Wozu braucht der Mensch so etwas?!

Früher hatte ich so einen Wecker, da war ein springender Frosch drauf, der im tickenden Takt gar lustig mit den Augen wackelte. Das Ding hatte mich permanent die halbe Nacht mit seinem schwerfälligen Tick-Tack am Einschlafen gehindert und andererseits ständig an das zeitige Aufstehen erinnert und gemahnt. Morgens, ich hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, rammelte der Klöppel zwischen den beiden glänzenden großen Schellen erbarmungslos hin und her - jeden Morgen der gleiche Schock um 4.30 Uhr! Erstaunlicherweise weckte das Getöse damals nicht die halbe Nachbarschaft mit auf... Übrigens verdankte das nervige Ungeheuer sein Überleben dem niedlichen Frosch. Ich hätte ihn wirklich nur allzu gern gegen die Wand oder aus dem Fenster geworfen.

Habe ich mich doch auch aufgemacht durch unser Häusl auf der Suche nach Uhren - ja, ich habe wirklich gesucht. Folgende Beute kann ich benennen: wir haben einen Radiowecker im Schlafzimmer, Handy-integrierte Zeitmesser, aufm Laptop ist eine Zeitanzeige und in den Autos .. und eine noch an der Mikrowelle, d.h. wenn die mal angeschaltet wird..

Ich persönlich besitze schon lange keine separate Uhr mehr. Eine Armbanduhr baumelt lediglich am Handgelenk meines Blaumännchens.. unser Töchterchen ist ohnehin fern jeder Zeit seit sie mit dem Studium begonnen hat und unser Katerchen bekommt sein Futterle ohne Rücksicht auf den Turmschlag.

Mir war noch nie so bewusst, dass ich diese tickenden Zeitraffer dermaßen verabscheue.

... und der Teufel staunt neidisch über die gemeinste Erfindung der Menschen...

Mittwoch, 29. Juni 2011

Finstre Löcher!

Woher kommt der doofe Spruch: " .. sich ein Loch in den Hintern freuen.. "?!

Nun ja, man könnte jetzt durch das weltweite web wandern.. aber: warum denn in die Ferne schweifen, wenn es gute Freunde gibt? Einer, der von sich behauptet, ein echtes A****loch zu sein.. Gut, er meint auch, er würde sich den A**** aufreißen für alles mögliche, .. aber er meint zur seiner aktuellen Situation, dass er ganz schön am A**** wäre - da allerdings gebe ich ihm uneingeschränkt Recht! Oder anders ausgedrückt: man hat ihm so richtig den Hintern ausgeleuchtet..

Ein Kerl in den mittleren Jahren, bedienstet und relativ gut dekoriert bei der Bundeswehr, mit etlichen Arbeitsjahren aufm Buckel beim Bund und entsprechend ent-enthusiastisiert, hat ab und an am Hintern ein Zwicken und Kratzen. Dieses wird mit der Zeit immer unangenehmer und aufdringlicher. Irgendwann ist es auch garstig schmerzhaft und hindert ihn an der Ausführung normalster und natürlichster Vorgänge. Er tut, wozu er sich gezwungen sieht: er besucht den Arzt seines Vertrauens.

Die unappetitlichen Details der Untersuchungen lassen wir mal weg. Nur so viel: die Kratzspuren seiner Fingernägel auf der Wand neben dem Untersuchungsstuhl dürften noch eine ganze Weile sichtbar bleiben.. Wichtig ist das Ergebnis: ein Abszess! So schnell es eben ging, musste er ins Krankenhaus, das fiese Gewächs war wohl schon recht gut unterwegs, wurde auf die OP vorbereitet und erwachte dann irgendwann im Krankenhausbüsserkittelchen (hinten offen!) mit einem zweiten "Loch im Hintern":) Passiert nicht alle Tage und hat auch nicht jeder.

Da er sich ja nun auch so in den Jahren bewegt, in denen man(n) schon sehr kreativ sein muss, um die Damenwelt von sich begeistern zu können, war es für ihn schon eine kleine Annehmlichkeit, dass die ihn umschwirrenden Schwestern jung und niedlich daher kamen. Nur leider waren die Anlässe weniger schön: die eine Süße brachte die Ente. Die verjagte er gleich, da war sie noch nicht einmal über die Schwelle getreten. Die andere haselnussäugige Mitzwanzigerin brachte das Desinfektionsmittel und Verbandszeug. Da er ja auch nicht ewig dort bleiben wollte, musste er sich also doch die Höschen ausziehen und sich, die Zähne tief ins Kissen verbissen, "befummeln" lassen.. Er hatte kurioserweise keinen Nerv auf zotige Fantasien in Schwesterntracht. Wohl ein völlig überflüssiges Zeichen dafür, dass es ihm wahrhaftig nicht gut ging.

Zur Visite erschienen so um die 15 weiß bekittelte schöne junge Menschen, diensteifrig und klug schwätzend, mit ihrem Chefarzt zur Visite, die alle ein fettes Grinsen auf dem Gesicht hatten. Die feixten bestimmt nur so glücklich, weil sie an dem A**** mit Ohren ordentlich was lernen durften ;)

Der Patient nahm es ebenfalls mit Humor. Nur leider durfte er sich nicht aussuchen, wer ihm den "Stöpsel ziehen" durfte - und das als Privatpatient! Den Zuschlag erhielt eine langhaarige, südländische Schönheit mit den Maßen 90-60-90 - der bevorzugte Kanditat des Patienten wäre bei der Auswahl eindeutig der Pförtner gewesen. Dieses mit Klugheit und Schönheit bedachte circenhafte Wesen durfte dem Leidenden die Tamponade entfernen. Sie tat es - wahrscheinlich um den anderen die manuelle Technik zu demonstrieren - schööhöön laaaangsaaaam.. Einen Schmerzensschrei verbiss sich unser Herr Stabswebfeudel in Anbetracht der jungen Schar um sich herum.. aber das muss wohl so richtig heftig weh getan haben.. autsch!

Der Gebeutelte wurde alsbald entlassen. Aller Vernunft zum Trotze meinte er, er könne dann nach einer Woche zu Hause mal wieder arbeiten gehen. Die Wunde, das noch immer pflegebedürftige zweite Loch, war noch nicht verheilt. Also nahm er sich vor, es auf Arbeit ein wenig langsamer anzugehen. Wie auch immer er sich das vorgestellt haben mag - als Ausbilder, der seine Jungs mit Gerät und Bau einweisen muss - wie kurz man(n) da auch treten kann..

Für die Truppe war es sicherlich sehr lustig, sich mit dem Vorgesetzten über sein "zweites Loch im Hintern" und über Damenhygieneartikel, die er zur Pflege benötigt, zu unterhalten. Die Fantasien der Jungs machten noch nicht einmal vor dem Gedanken halt, dass der Hr. Vorgesetzte sich jetzt wohl auch hochschlafen könnte :D Auch als man sich der berufsbedingt nassen Kleidung entledigte, war es für die meisten der jungen Soldaten ein unvergesslicher Anblick: der (relativ ranghohe) Ausbilder im rosa Blumenschlüpfer seiner Frau mit Vorlage in XXL..

Keine Ahnung, wer den armen Kerl jetzt noch ernst nehmen kann :)

Es hat sich jedenfalls nicht gelohnt - die Wunde wollte ihre Ruhe haben.. das signalisierte sie ihm so deutlich, dass er ein zweites Mal operiert werden musste. Jetzt ist das zusätzliche Loch am Allerwertesten noch größer und sensibler als vorher..

Momentan rekonvalesziert er zu Hause vor sich hin, nervt seine Familie, klaut seiner Frau die Schlüpfer und Vorlagen, prüft sämtliche Damenhygieneartikel und steht im regen Erfahrungsaustausch darüber mit seiner Frau, er ist leidlich und googled sich alles, was er über Abszesse finden kann. Jedes Detail, das man über dieses Thema wissen kann, weiß er. Er weiß jetzt aber auch, dass alles noch schlimmer werden könnte - doch ist das wirklich ein Grund, sich ein "Loch in den Hintern zu freuen"?

An die Armleuchter dieser Welt:

Gute Besserung!

:D

Jubilate!

Aus gegebenem Anlass steht frau mal wieder vor dem Spiegel und bemüht sich, die Schäden, die der Zahn der Zeit in ihr Gesicht gekaut hat, weg zu bügeln.. wie die meisten sicherlich aus eigener Erfahrung wissen: mit mäßigem Erfolg.

Vom vielen Staunen und Zweifeln haben sich tiefe Linien in Stirn und zwischen den Augenbrauen eingegraben. Leider kann ich mich nicht mehr an jede einzelne Situation erinnern.. muss aber ne Menge Anlässe gegeben haben.

Um Augen und Mund sind ähnlich den tiefen Furchen aufm Acker kraftvoll und dynamisch die Lachfalten schwungvoll eingraviert - genau genommen dominieren sie mein Gesicht :) Ja, da muss ich lachen - es ist paradox: lachen soll ja gesund sein und jung erhalten, dass es aber zu einer derartig unübersehbaren Derangierung des Hautbildes führen kann, davon war nie die Rede!

Es könnte ja viel schrecklicher sein: Sorgen- und Ärgerfalten wären viel schlimmer! Ein Antlitz gezeichnet von Trauer, Gram und Leid .. von Drogen und Alkohol .. von Missgunst und Neid.. von Unzufriedenheit und Angst .. Davon gibts bei mir keine Spur!

Das ist der Vorteil, wenn man altert - alles scheint sich zu relativieren, Geduld - das ewige Mysterium für junge Menschen - wird gelebt und nicht nur gepredigt.. die Welt wird bunter, die Nuancen sichtbarer ebenso wie die Gedanken.

Auch wenn die Uhr schneller zu ticken scheint, nimmt frau sich mehr Zeit für so einige Dinge, verschiebt sie sogar, um sich genügend Zeit nehmen zu können dafür. Zeit erhält einen völlig anderen Stellenwert, sie wird immer wertvoller.

Woran es liegt, weiß ich nicht. Bemerkt habe ich es auch nicht wie sich das alles entwickelt hat. Je länger ich drüber nachdenke: Tief in mir bin ich gelassen und glücklich. Warum sollte das nicht jeder sehen dürfen?

Wäre es wirklich schön, in der heutigen Zeit 20 zu sein? Aus meiner Sicht nicht! Dann wäre ich in diesem kranken System aufgewachsen - wie würde ich dann in 22 Jahren aussehen?! Och nö!

Zwangsläufig wird morgen mein Alter thematisiert werden.. Familie und Freunde werden mich mit lieben Wünschen und Grüßen mietzeln oder auch ein wenig piesacken :) und ich werde gelassen strahlen.

Das Geheimnis dafür werde ich heute lüften:
Es gibt ein Alter, in dem eine Frau schön sein muß, um geliebt zu werden, und dann kommt das Alter, in dem sie geliebt werden muß, um schön zu sein.
Françoise Sagan (*1935), eigtl. Françoise Quoirez, frz.
Schriftstellerin


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" Es gibt ein Alter,
in dem eine Frau schön sein muss,
um geliebt zu werden.
Und dann kommt das Alter,
in dem sie geliebt werden muss,
um schön zu sein."
Es gibt ein Alter, in dem eine Frau schön sein muß, um geliebt zu werden, und dann kommt das Alter, in dem sie geliebt werden muß, um schön zu sein.
Françoise Sagan (*1935), eigtl. Françoise Quoirez, frz. Schriftstellerin

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Francoise Sagan

Samstag, 21. Mai 2011

Besuch

Gerade hätte sich auf unserem Hof beinahe ein schwerer Unfall mit Todesfolge ereignet.

Mein Bäggor steht aufm Dach und deckts ein. Klar, da hat er keine Zeit auf Details zu achten - da fliegt schon mal das eine oder andere mehr oder weniger gewichtige Ding runter. Und nein: wir haben keine Sicherheitsnetze angebracht - die Männer waren der Meinung, das brauche man(n) nicht! frau siehts natürlich anders, kraucht aber auch nicht da oben rum (zumindest nicht zum arbeiten - schöne Fotos hab ich gemacht.)

Irgendein schweres Werkzeug rutschte meinem Liebling aus der Hand und schlug mit lautem Knall im Hofpflaster ein. Da ich gerade mal wieder am putzen war, hatte ich das gehört, aber da ich weder Laute noch eiliges Getrappel vernehmen konnte, hatte sich das auch gleichwieder erledigt für mich. Keine zwei Minuten später klingelte es Sturm. Sofort rannte ich hinunter, da hörte ich meinen Mann reden.. "Hats wohl doch jemanden getroffen? Bitte nicht!", schoss es mir durch den Kopf.

An der Haustüre angekommen, stand mein Blaumännchen alleine im Hof und schwallte einen Schwachsinn, wie z.Bsp.: "Da musst du schön aufpassen!", "Beinahe wäre es vorbei gewesen, da hätteste uns Weihnachten keine Freude mehr machen können..", "Nana, schön vorsichtig, pass auf.."! Ich schaute ihn an, dachte: So warm isses doch heute gar nicht..

"Um ein Haar wäre es passiert" sagte er und zeigt lachend auf den großen Trümmerhaufen (Regenrinne 12 m, kleingeschnitten, alte Abdeckungen, Holzlatten in versch. Größen mit und ohne Nägel - also alles, was an Blech, Eisen und Zinkteilen übrig bleibt bei so einer Dachsanierung) - ich guckte und sah was wackeliges Gelbes. Es war klein, bewegte sich und hatte - ich konnts nicht glauben - Watschelfüße!

Da hatte sich doch allen Ernstes ein Gänsejunges auf unseren Hof verirrt. Es watschelte zufrieden quackernd über unseren Hof, rauf auf die alte Dachrinne, drauf auf den Balken, rüber, über ein anderes Blechteil, da wieder runter und aufs Pflaster.. es wackelte mir entgegen und schnatterte in einer Tour.. Wir waren natürlich gerührt. Stolz berichtete mir mein Blaumännchen über das unbeabsichtigte Beinahe-Attentat und freute sich, dass das Küken das unbeschadet überlebt hat.

Das Kleine hatte auch überhaupt gar keine Angst: es kam auf uns zu, unterhielt sich mit uns, latschte wohlgemut in alles rein und drüber, und selbst als wir es "einsammeln" wollten, ehe es sich vielleicht verletzen konnte, war es noch immer schnatternd und voller Zuversicht. Leicht einfangen ließ es sich natürlich nicht.. wir kamen uns vor wie in so nem albernen Film, in dessen Ablauf irgendwer so nem blöden Huhn hinterher jagd.. ganz so schlimm war es nicht, aber eben nicht gerade wiederstandslos.

Mein Held machte sich als auch Kükenfänger ganz gut :) Als ich das gelbe Gänseküken dann ins Handtuch gewickelt hatte, war es ganz warm und schmiegte sein Schnäbelchen an meine Brust.. hach nö, so was süüüüüßes..

Nachdem wir überlegt hatten, woher es gekommen sein mag, stiefelte ich mit unserem Besucher los. Ich hatte es so ins Handtuch eingewickelt, dass es seine Flügelchen nicht verletzen konnte.. denn so richtig einverstanden schien es dann doch nicht mit dem plötzlichen Ende seines Ausfluges :) Wie ein Baby trug ich es die Straße zum Feld hinauf.. natürlich diskutierte es mit mir. Dann hielt ich es etwas höher und kuschelte meine Nase in sein nicht ganz so weiches Gefieder. Diese Schmuserei schien ihm zu gefallen, es schmuste mit..

Am Feld traf ich unsere Nachbarin - sie nahm mir das Junge ab, bot mir auch an, dass ich mitkommen könnte.. es gab zwei wirklich gute Gründe (die ich ihr so nicht nannte) das abzulehnen: zum einen ist der Hof dieser Gänsehalter nicht wirklich so einladend. Sie halten noch mehr Tiere - alles zum Zwecke des Verzehrs..das wollte/will ich nicht sehen.. zum anderen: ich trug quietschbunte kurze shorts (ein Mitbringsel aus Afrika) kombiniert mit nem noch übler bunten T-Shirt..das ganze nicht so reinlich, weil ich die Umstände dies momentan einfach so ergeben, dazu gummipantoffeln und dunkle tennissocken.. :(

Zum Abschied gab ich dem Kleinen noch ein Küßchen, bedankte mich bei der Nachbarin, die wie ich der Meinung war, dass wir dem Küken wohl nen Bärendienst erwiesen hätten..

Die Tiere werden jetzt fett gefüttert. Und um die Weihnachtszeit wird wieder der Rauch aus dem Schornstein steigen, auf dem Hof des Bauern wirds stiller, nachdem Rehe, Enten und Gänse gegen eine paar lumpige Scheine gerupft, gehäutet und ausgenommen den Besitzer wechseln.

Schade, dass unsere Tochter nicht da war. Vielleicht wäre ihr ja was eingefallen, wie wir das wenigstens für "unser" Küken hätten verhindern können.

.. eins auf die 12 .. Nachtrag

Das alte Dach ist gestern mit dem Container vom Hof gegangen. Wieder etwas Altes, dass die neue Zeit nicht überlebt hat. Es hat seinen Dienst getan und ruht nun friedlich auf´m Sondermüll-Altenteil. Vielleicht wird es recycled und kann so wieder am aktiven Leben teilhaben und sich außerordentlich nützlich machen. Falls nicht - danken wir ihm noch einmal für seine unermüdlichen Dienste und gönnen ihm seinen Frieden ...

Die ersten Bahnen des neuen Daches sind unter den fleißigen Händen meines etwas lädierten Bäggors und denen der emsigen Helfer drauf und blitzen schon im Sonnenlicht, haben den ersten Regenguss genossen und sehen doch recht dekorativ aus. Eine nagelneue blink-blink Regenrinne hat ebenfalls ihre ersten Tropfen vom Halb-&-Halb-Dach aufgefangen.

Ja, und mein Blaumännchen steht unermüdlich da oben und schuftet! Bei den heißen Temperaturen der letzten Woche hat er sich gar fies verbrannt. Seine verunfallte Nase ist oberflächlich gut geheilt. Die Platzwunde ist fast gar nicht mehr zu sehen, nur rings um die Einschlagstelle herum ist noch eine kleine Schwellung zu sehen. Er hat keine Schmerzen, die Nase ist nicht kürzer, länger oder krummer als vorher und Gerüche differenziert wahrnehmen konnte er damit ohnehin schon nicht besonders gut - auch da hat sich nix verändert.

Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn er sein Näschen mal nem Arzt vorgestellt hätte - aber da streikt er!

Übrigens: hätte er nicht in dem Moment, als der Rahmen hoch gezogen wurde geniest, dann hätte er diesen voll zwischen die Zähne bekommen (situationsbedingt) - ich mag nicht darüber nachdenken. Er ist froh, dass es "nur den kolben" erwischt hat ...

Liebe Leser, macht euch also bitte keine Sorgen. Drückt bitte die Daumen, dass alles glatt geht, weitere Unfälle vermieden werden und die Arbeiten so bald wie möglich erfolgreich abgeschlossen werden können.

(Dann hab ich auch wieder mehr Zeit und Ruhe zum posten :))

Dienstag, 10. Mai 2011

.. eins auf die 12 ..

Mein Bäggor im Blaumann hat so richtig eine auf den Wirsing bekommen :)
hihi, voll auf die 12.. und das noch von einem Typen, der nicht nur aussieht wie ein Bär..

Und das kam so:

Mein Blaumännchen lässt es sich nur in den seltensten Fällen nehmen, die Arbeiten am Haus aus den Händen zu geben.. So auch mit der Rückseite unseres Daches.. Egal, was Frauchen meint: "Das grisch mor selbor hin!"

Mit der tatkräftigen Unterstützung des Freundes und meines fleißigen Papas, allerlei Vitamin B und viel Enthusiasmus wurde zum Selbstkostenpreis das Gerüst gebracht.. und heute ging es dann los.. der Aufbau.

Ich stand gerade in der Küche und schmierte die Brötchen für die Männer, da knallte die Wohnungstür, mein Männchen rannte an mir vorbei ins Bad. Sofort wusste ich, dass etwas geschehen war, was nicht zum Tagesablauf gehörte. Und schon rief es aus dem Bad: "Ham mor noch Pflaster da?"

"Wie groß soll es denn sein, Liebchen?", rief ich zurück und durchwühlte schon den Schrank.. Da stand der kleine große Pechvogel schon neben mir - das Blut rann von der Mitte des Nasenbeins zur Nasenspitze.. "Ach, wie haste das denn hinbekommen?!", fragte ich grinsend..

Da haben sich die männlichen testosteronüberfüllten Kraftpakete an den Aufbau des Gerüstes gemacht. Alles ging auch gut vorwärts, man arbeitete Hand in Hand, gut gelaunt und hoch motiviert.

Auf dem Gerüst zog der Kumpel einen Rahmen für das Gerüst nach oben - dumm nur, dass mein Hausherr gerade in dem Moment niesen musste! Der Freund zieht von oben und das Näschen strebt nach unten - beides zur selben Zeit am selben Ort.. wo rohe Kräfte sinnlos walten.. :)

Jetzt hat er ein schönes großes Pflaster quer über die Nase.. hab für meinen Helden auch gleich noch nen nassen Lappen und ein Kühlakku in den Gefrierschrank gelegt.. Zwar ist der Rüssel nicht blau, aber doch schon mächtig geschwollen.. der arme..

Mitleidsbekundungen dürfen gern im Kommentar abgegeben werden - keine Sorge: die werde ich ihm auch umgehend unter die Nase reiben!

:D

Die Amsel singt

Vielleicht hatte ich es schon erwähnt? Vor drei Jahren sind wir in unser fein´Häuschen eingezogen. Vom Tag des Einzugs bis heute haben wir unsere Gastmietz als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert.

Unsere Glücksmietz ist mit allen für Katzen verfügbaren Farben gescheckt. Wenn sie kommt, ist das auch nicht zu überhören. Lautstark meldet sie sich an und verlangt ebenso geräuschvoll nach Futter und Streicheleinheiten. Ihre Stimme klingt ein wenig wehleidig, deshalb nennen wir sie "Gnatschie" - "gnatschen" bedeutet in unseren Breitengraden soviel wie "lamentieren", "jammern"

Mit der Zeit reichte ihr das Futter scheinbar doch nicht aus, und nun sucht die Süße ganz offensichtlich Familienanschluss. Klar, das Tier ist nicht doof, die sorgt fürs Alter vor.. und so kam es, dass sie plötzlich eines winterlichen Tages auf unserem Balkon stand. Der Balkon befindet sich schon so in guten 3 Metern Höhe.. Das liebe Tier hat damit offensichtlich kein Problem: sie hangelt sich mal eben am wilden Wein nach oben. Der Rückweg ist übrigens derselbe..

Wir haben versucht, sowohl diese Tatsache als auch sie zu ignorieren. Im Hinblick auf den Sommer dachten wir, wenn sie keinen Erfolg hätte, würde sie es sein lassen. Ach, weit gefehlt. Nix da, sie kommt jetzt fast täglich auf unseren Balkon, aalt sich ein wenig in der Sonne, wenn es ihr zu warm ist, dann eben im Schatten meiner Blumentöpfe, schnappt sich das Gnadenwürstchen vom Grill und guckt glücklich und zufrieden in die Welt. Sie ist ne richtig süße Räuberin, die überall im Dorf zu Hause zu sein scheint. Wenn sie nicht bei uns ist, dann sieht man sie bei den Nachbarn oder auf der Straße..

Da sie wie schon gesagt vom ersten Tag an irgendwie hierher gehört, ist das für uns auch selbstverständlich geworden. Ebenso selbstverständlich füttern wir auch die Vögel im Winter.

Vor ein paar Wochen hatte ich die letzten Sonnenblumenkerne und die Reste eines zerrupften Meisenknödels am noch nackten Weinholz hängen. Die Vögel haben sich sehr gefreut. Sie knabberten munter drauf los - ging ja den gesamten Winter hindurch gut und scheinbar lecker.

Auch unsere Gnatschi war immer mit von der Partie, sah den Vögeln zu, stänkerte mal ein wenig, aber nicht wirklich ernsthaft - bis zu diesem verhängnisvollen Tag.

Wie es kam, konnte ich nicht sehen, sonst hätte ich versucht, es zu verhindern.. ich kam gerade an die Tür, als Gnatschi mit dem Vogelhaus kämpfte. Diese voluminöse Katze hing wenig grazil mit ihrem runden Bäuchlein im Futterhäuschen, die Hinterpfoten zappelten hilflos und wütend in der Luft.. sie versuchte, ohne die Vorderpfoten zu benutzen, sich aus dem Dilemma zu befreien..

Ich wollte schon zur Tür raus und ihr helfen, da plötzlich krachte sie mit samt dem Häuschen auf die Bretter.. Es scherbelte und knallte, das Dach des Häuschens lag auch der anderen Seite des Balkons.. Erschrocken dachte ich, dass unserer Glückmietz was passiert sein könnte und hatte den Riegel schon in der Hand..

Da sah ich wie Gnatschie ihren Kopf drehte und -ich schrie vor Entsetzen auf- ein Amselweibchen zappelte in ihrem Maul! Der Vogel war noch nicht tot, sah angsterfüllt um sich, während Gnatschie es mit ihren kräftigen Pfoten malträtierte.. Was sollte ich tun? Die Amsel war mehr tot als lebendig..

Die anderen Spatzen, Amseln und Meisen zeterten vom Baum vor unserem Balkon auf die Katze ein .. der Lärm, den alleine die Vögel machten ..!

Ich klopfte gegen die Scheibe der Balkontür.. Gnatschie sah blitzartig und aufgeregt direkt in meine Richtung.. mit einem Ruck drehte sie sich um, sprang auf den Zaun und glitt mit ihrer Beute im Maul am Wein nach unten.. Ich habe ihr nicht hinterher gesehen und wollte auch gar nicht vor die Haustür gehen - ich hatte befürchtet, sie würde uns den armen Vogel vor die Tür legen..

Gestern machte ich es mir am Abend auf unserem Balkon gemütlich. Das Buch war interessant, der Tee lecker, .. doch irgendwas lenkte mich ab.

Schon seit zwei oder drei Wochen singt eine Amsel bis in die Dämmerung ohne Unterlaß. Es ist ein Männchen.. Er fliegt um unser Haus herum, sitzt auf Überlandmasten oder -kabeln, auf Bäumen und auf der Dachspitze und singt und singt und singt ...

Auch jetzt, während ich schreibe, singt er.

Vielleicht war es sein Weibchen? Sucht er sie auf diese Weise? Versucht er so ein neues Weibchen für sich zu finden?

Diese Gedanken stimmen mich doch ein wenig traurig..

Warum habe ich ein schlechtes Gewissen?

Donnerstag, 14. April 2011

Alles Käse, oder was?

Es ist einfach unglaublich!

Diese Geschichte ist genauso passiert - in unserer kleinen Stadt.

Da stehe ich an der Käsetheke und vor mir bedient die attraktive Verkäuferin in den besten Jahren eine Rentnerin...

Diese hatte eine riesige Auswahl in kleinen Portionen getroffen. Also, Sachen wie 50g Paprika-Frischkäse, von dem Franzosen noch drei Scheiben.. dann hat sie mal noch was probiert, ...

In dem Moment, als ich überlegte, vielleicht doch erst noch ein paar Wege zu erledigen, kam sie zum Ende.Wie Engelstrompeten klangs in meinen Ohren: "Ich denk emma, das wärs dann ..."

Die Verkäuferin tippte alles ein, packte drei Päckchen liebevoll zusammen, schob sie der Omi hin und sagte freundlich: "67, 43 € macht das dann bitte.."

Die betagte Kundin stutzte, sah die Verkäuferin ungläubig an. Nach kurzem Überlegen fragte sie:

"In welchem Bäggl is dor Schnittkäse, gudä Frau?"

Verkäuferin zeigt auf das Unterste.

Omi friemelte das Paket unten raus, nahm es umständlich in die linke Hand und popelte es mit der Rechten etwas lieblos und ungeduldig auf. In diesem Moment freute ich mich, dass ich doch sooo geduldig war und gewartet hatte.

Die Omi zerrte die Käsescheiben auseinander, so ca. 15 Stück, hielt jede einzelne hoch und machte mit jedem Mal, wenn sie ein neues Scheibchen in den Fingern hielt, ein verächtliches "hmmh!"

Die Verkäuferin schaute etwas ungläubig, guckte zu mir, zog fragend ihre Schultern nach oben. Ich räusperte mich mehrfach sehr lautstark und scharrte mit den Füßen auf dem Boden, in der Hoffnung, dass die Kundin mich evtl. bemerken könnte.. erfolglos!

Die Verkäuferin fragte die Kundin, ob irgendwas nicht in Ordnung sei..

"Naja", meinte die betagte Majestät, die Kundin, "in Ordnung...", und stöhnte und seufzte.

Dann legte sie das Päckchen offen auf den Tresen zurück, sah die Verkäuferin vorwurfsvoll an und meinte: "Das is ar ganz scheen viel Geld für ä bißl Käse.. Ham se denn ma gesehn, wieviel Läschor da drinnä sin?! Die muss ich doch ni etwa och mit bezahln..!?"

Die Verkäuferin stand da, wie vom Hammer getroffen. Sie rang nach Fassung, sah auf das offene Käsepaket auf dem Tresen, wußte nicht, ob sie jetzt lachen oder weinen sollte ..

"Naja, wissen Sie, die Löcher sind da extra eingearbeitet wurden - natürlich muss man die mitbezahlen."

- Jawoll, das war mein Einsatz! Erstens tat mir die Verkäuferin leid, wie sie so hilflos da stand und zweitens hatte ich auch keine Lust mehr noch länger zu warten .. gut, ein wenig rächen wollte ich mich auch ;-)

"Wieso macht mor da extra Läschor nei?", fragte die Omi ratlos.

"Zum einen optimiert das den Geschmack ringsrum, das Aroma ist einfach viel besser... Und zum anderen füllt man die Löcher zum Beispiel mit Kräutern oder Radieschen.." - es sprudelte einfach so aus mir heraus..

Sie überlegte kurz. Dann lächelte sie:

"Äh! Ich äß scha schon so lange Käse, ar das habsch noch nä gewußt!"

"Naja, man lernt ja nie aus.", gebe ich großzügig zurück.

Die Verkäuferin packte alles schnell zusammen, die Omi bezahlte, ich hielt ihr den bunten Dederon-Stoffbeutel auf. Sie grüßte noch einmal freundlich, bedankte sich. Ich hielt ihr die Tür auf, weil sie keine freie Hand dazu hatte und wünschte noch einen schönen Tag...

So im Gehen stöhnte sie leise: "Huffendlich habsch bei däm ganzn Käse ni mein Bus verbasst!"

Was folgte war mein Käsekauf, ne kleine lustige Plauderei mit der Verkäuferin und ein Päckchen mit Käsepröbchen als Belohnung.

An der Tür bedankte ich mich noch ein letztes Mal und fragte:

"Ham se och die Läschor mit eigebaggt?!"

Mittwoch, 6. April 2011

Quizzfragen

Vorsicht: das hab ich mir nicht unter den Fingernägeln hervor gepuhlt, das ist alles echt!
  • Elfenbein - gewonnen aus den Beinen der Elfe
  • (Die Frage nach der Elfenbeinküste stellte ich danach nicht mehr...)
  • Asien - ein Dorf in China
  • Was wird geschlagen? - Kinder
  • Wer ist meist im Krimi der Mörder? - der Täter
  • Was sollte man beim Vorstellungsgespräch unbedingt vermeiden? - Blickkontakt
  • Was ist die Aufgabe des Chefs? - gut dazustehen
  • Was solltest du im Praktikum unbedingt vermeiden? - alt werden (zweit-häufigste Antwort: arbeiten)
  • Wie verabschiedest du dich am Ende des ersten Tages im Praktikum? - Ich halte die Hand auf...

Wenn es meinen Lieblingen allmählich zu viel wurde, kam auch der eine oder andere durchschlagende Satz:

  • Aua, mein Kopf hat reagiert. Ich brauch mehr Alkohol!
  • Wozu brauch ich Wanderschuhe? Ich hab doch flache High Heels..
  • Ohne meine cap fühle ich mich nackt.
  • Was Gott mir nicht gegeben hat, hol ich mir in der Drogerie..

Da fallen mir noch ein paar markante Sprüche unserer Tochter gerade ein:

  • Das schlechte Blondinen-Image kommt nur von Brünetten und Schwarzhaarigen, die sich blond färben.
  • Ich muss nicht putzen - ich habe schließlich Abitur!
  • Nein, das ist nicht mein Reisekoffer - das ist mein Beautycase...

Evilyn Sanders schrieb in einem ihrer genialen Bücher
(ich glaube es war "Jeans und große Klappe") über eine kleine Begebenheit,
in deren Folge einer ihrer Söhne von der Polizei nach Hause gebracht wurde.
Die Mutter öffnet die Tür, Papa kommt dazu..
der Herr Polizist mit dem Sohn im
Schlepptau grüßt freundlich und fragt: "Ist das Ihr Sohn?" Antwort des Vaters: "Wieso? Behauptet der das?!"

Ich sollte mir angewöhnen, alles gleich und sofort aufzuschreiben :D

Montag, 4. April 2011

Des Schlafes Dieb

Es ist dunkel. Ich liege in meinem Bett und spüre, wie ich allmählich erwache. In der Dunkelheit versuche ich, meinen Traum wiederzufinden - da höre ich ein eigenartiges Kratzen...

Dieses Geräusch habe ich auch in meinem gerade verlorenen Traum vernommen. Bin ich davon aufgewacht? Es kratzt wieder. Langsam hebe ich meinen Kopf aus dem Kissen und lausche - da kratzt es wieder, dann ein anderes Geräusch, "pffff"..

Keine Ahnung, woran das liegt, aber mir wird klar, dass ich die Richtung, aus der das Geräusch kommt, nicht wirklich orten kann. Ich denke an die Amseln, die sich unter unserer Dachrinne einquartiert haben, ich dachte auch an Mäuse, schließlich war das hier mal die Bäckerei, ich dachte auch an einen Defekt an der Heizungsanlage - da plötzlich: ein leise Quietschen! Mir wurde heiß und kalt zugleich. Das Quietschen wurde allmählich so leise, dass ich wieder einschlafen konnte.

An der Grenze zwischen dahindämmern und einschlafen reißt mich ein leises Quietschen wieder aus meiner ruhe . "huittuittuitt..", dann Stille. Es vergeht nur ein kurzer Augenblick, da höre ich ein leichtes Kratzen und wieder dieses "pffff", nur dass dieses "pffff" jetzt irgendwie dunkler, blecherner Klang.

Neben mir wurde auch mein Blaumännchen langsam munter. Er hob den Kopf, sank wieder in sein Kissen und rollte sich auf die andere Seite.. Die Geräusche wiederholten sich. Ich zupfte
meinen Helden am Kissen und fragte: "Hörst du das nicht?!"
"Doch.."
"Was is das?"
"Keine Ahnung..."

Eine kleine Weile versuchten wir dann mehr oder weniger gemeinsam diese Geräusche zu identifizieren, aber das waren nur Spekulationen... Meinem Liebling reichte es jetzt, er stand auf und tappste durch das finstre Zimmer hin zum Fenster. Ich beobachtete ihn dabei.

Er sah nach links, beugte sich ein wenig vor und rief so halb flüsternd: "He Sportsfreund! Hastes dann ma langsam .."
"Oh!", rief es halblaut zurück.
"Brauchste noch lange? Wir wolln schlafen.."
"Eh, tut mir leid, das kann ich ja nur machen, wenn es dunkel is.. bin glei färtsch.."
"Gut Nacht!"
"Ja, Nacht!"

Mein Mann kam lachend zurück ins Bett. Es kratzte und schabte weiter leise vor sich hin.

Was war nun geschehen?

An der Kreuzung unter der alten Dorflinde stand ein Kasten mit Rollsplitt. Schräg unter unserem Schlafzimmerfenster, Luftlinie ca. 60 m. Da hier in der Nachbarschaft ringsum viel und eigentlich ständig irgendwas gebaut wird, wird auch viel Material benötigt.

Der Nachbar wartete also bis die Straßenlaternen abgeschaltet wurden, in der Woche um 0.30 uhr, und kam mit Spaten und Schubkarre "huittuittuitt.." an den Splittkasten. Beim Ausschaufeln des Splitts entstand das kratzende Geräusch und beim Abladen auf die Schubkarre machte es "pffff"...

Wir konnten uns vor lachen kaum noch halten und verpassten so auch den Heimweg des Diebes. Ich hätte ja schon gern gewusst, wer es war und wohin er mit "huittuittuitt.." in der Nacht verschwand.

.. von einer Problemlösungsstrategie

Ganz allgemein bin ich nicht so erpicht auf die Schwächen meiner Mitmenschen. Äußerlichkeiten sind eben das, was sie sind: eine Hülle. Sicherlich sind diese Verpackungen im Zusammenspiel mit der jeweiligen Persönlichkeit doch recht interessant zu beobachten. Das tue ich ganz gern.

Da ist eine dicke Frau in den reiferen Jahren: sie trägt einen relativ modischen Kurzhaarschnitt, trägt unauffällige Jeans, n T-Shirt mit der Aufschrift "Herrin" (!?), flache Schuhe.. Insgesamt wirkt sie recht gepflegt. Sie ist ca. 1,70 m (eher etwas darunter) groß und ist selbst für dieses Höhenmaß ein wenig zu klein. Wäre sie größer, könnten sich die geschätzten 140 kg ein wenig vorteilhafter verteilen.

Wie kommt frau zu einem solch barocken Körper? (Männer sind da jetzt nicht das Thema!) Diese Frau hat soweit mir bekannt ist, keinerlei diesbezügliche Krankheiten, jedoch ein Laser, ein sehr (er-)füllendes Laster: .. wenns schmeckt sollte frau nicht aufhören zu essen.. Demzufolge setzt sich ein wöchentlicher Speiseplan schon mal wie folgt zusammen:

Mit gesundem Appetit verschlingt sie mal eben nen Broiler zum Frühstück, selbstverständlich mit Brötchen, einer Soljanka, ein paar Würstchen und Kaffee. Zum Mittag hat sie dann Schnitzel XXL mit Kartoffelsalat, ein paar Pommes mit Majo, danach noch 6 Kugeln Schokoeis mit Sahne. Am Nachmittag gibts Kaffee und ne Sahnetorte am Stück, vielleicht auch zwei. Wenn der Bäcker noch lecker Blechkuchen im Angebot hat, dann geht der natürlich auch noch mit und rein. Das Abendessen wird aus Zeit- und Bequemlichkeitsgründen eher beim amerikanischen FastFoot oder in einem Restaurant in drei Gängen eingenommen. Danach kann man ja noch ein paar Häppchen Dessert mehr probieren.

Laufen, gehen, ... nee, da kommt frau ins Schwitzen - Der teure Neuwagen der Oberklasse will ja schließlich auch bewegt und gezeigt werden, wozu hat frau den sonst? An den Wochenenden sieht sie auch die Berge eher von unten (weil man meist nicht bis hoch fahren darf), Wiesen und Felder nur rechts und links der Bundesstraßen, Wälder sind meist auch nicht befahrbar, weswegen diese auch nur von Ferne schön anzusehen sind, dafür sieht sie jedoch viele Restaurants von innen. Für sie auch eine Frage des sozialen Standes.

Da bestätigt sich auch mein Eindruck, dass manche so arg übergewichtigen Menschen täglich einige Gramm zunehmen müssen, um auf dem gegenwärtigen Gewicht zu bleiben.

Die hier von mir beschriebene Dame nimmt es jedoch äußerlich sehr locker mit ihren Pfunden. Sie ist eben "mehr Frau".. Auch ihr Lebenspartner scheint sehr zufrieden mit ihrem und auch mit seinem Speck. Gemeinsam frisst man sich so durch das Leben.

Neulich bemerkte sie in einem Gespräch:

"Or neejä, ich glob, ich bin zu fett fier meine fiesse!"

Der Anstand verbietet den anrollenden Lachanfall. Stattdessen fragt man mehr oder weniger ernsthaft interessiert nach dem Problem, während man sich darauf konzentriert, die Lachmuskeln unter Kontrolle zu halten. Was folgt, fällt unter den Stichpunkt "Hätt ich nur ni gefragt!" - eine Tirade an gesundheitlichen und lebensqualitativen Unzulänglichkeiten, Beschwerden und Unwohligkeiten. Zwar haben all diese Mankos nur einen Nenner, das Übergewicht, was aber sehr konsequent ausgeblendet wird.

Am Ende des Gespräches zog sie ein Fazit:

"Na, ich währ mir ä baar Ladschn kofm mit luftbolstärn.."

Auf meinen Hinweis, es gäbe auch geniale Geleinlagen, kam es: "Ähwo, die blatzn doch!"

Was gibt es dazu noch zu sagen?

Freitag, 1. April 2011

Denn sie wissen nicht..

was sie tun...

dieser Eindruck zwängt sich mir schon seit längerer Zeit auf, wenn ich die Nachrichten aus Japan verfolge. Eine peinliche Aktion jagt die Nächste!

Wir sprechen über Verzögerungen, bewusst falsche Angaben, Desinteresse an der Gesundheit der Bevölkerung (auch künftiger Generationen), fehlerhaft arbeitende Computerprogramme der Tepco (!), ungenügenden Schutz der Arbeiter und mangelhafter Verpflegung, kaum jemals wieder gut zu machende Schäden an Mensch, Umwelt und Natur, verstrahltes Grundwasser, eine impertinente Irreführung der Öffentlichkeit - so kann der Japaner sein Gesicht verlieren, weil es wahren will. Herzlichen Glückwunsch!

All die Opfer des Tsunamis rücken derartig in den Hintergrund, dass man die beiden Ereignisse kaum noch mit einander verbindet. Diese Menschen haben alles verloren. Familienmitglieder, Haustiere, liebgewonnene Gegenstände, Fotos und andere Andenken, das eigene Bett, den kleinen Garten, das Dach über dem Kopf, die Nachbarn, ihre Straße, ihr Dorf...

Wenn ich die Bilder dieser Zerstörung sehe, all das Chaos, diese immense Gewalt, die dort getobt haben muss, dann stelle ich mir vor, was die Menschen, in dem Augenblick der Katastrophe vielleicht gerade getan haben mochten.

Die schrecklichen Bilder dieser faszinierenden Naturgewalten werde auch ich so schnell nicht vergessen können. Die Hinterlassenschaften dieses Ereignisses - apokalyptisch. Auf den ersten Blick haben die Menschen wirklich alles verloren.

Aber sie leben! Keiner von uns kann ermessen, ob das gut ist oder nicht. Aber die Zahl der 27.900 Toten und Vermissten steht den Überlebenden gegenüber. Ich habe keine Ahnung, warum immer allein die Zahl der Toten und Vermissten angegeben wird.. Mich würde die Zahl der Menschen interessieren, die es überlebt haben. Um die 370.000 Männer, Frauen und Kinder leben wohl derzeit in den Notunterkünften, einschließlich der Evakuierten aus der 20-km-Zone des AKW´s.

Doch Hand aufs Herz:

Für mich persönlich wäre der komplette Schnitt wahrscheinlich erträglicher als alles stehen und liegen zu lassen. Mein Haus verlassen zu müssen, nur mit dem Nötigsten, mit der Option, dieses vielleicht nie wieder betreten zu dürfen/können. Ob so oder so: alles scheint verloren...

In dieser traumatischen Zeit beweist sogar der Gott gleiche Tenno seine Solidarität. Er besucht die Menschen in den Notunterkünften. Für viele von uns scheint das relativ sinnbefreit. Doch den Japanern bedeutet das unwahrscheinlich viel. Für sie ist das Treffen mit ihm und seiner Frau eine sehr große Ehre.

Der japanische Kaiser zeigt seine Anteilnahme, er möchte seinem Volk helfen, ihnen Mut machen und in dieser schweren Zeit aktiv für sie da sein. Sogar Unterkünfte hat er angeboten, wenn auch nicht so klar rübergekommen ist, wo und in welcher Form.

Und genau das sollten sich die japanischen Regenten und die Verantwortlichen der Tepco zu Herzen nehmen. Sie erwecken nur noch den Eindruck von Inkompetenz, Feigheit in und vor der Öffentlichkeit und gnadenloser Überforderung. Rücksichtslos versucht man vor der Welt das Gesicht zu wahren, zu beschönigen und zu beschwichtigen. Man schiebt sich gegenseitig die Schuld zu, verschließt ganz fest die Augen und ich frage mich: merken die nicht, was hier passiert?!

Wozu haben wir eine Internationale Atomaufsichtsbehörde?! Gut, der Chef hat ja "keine Zeit", sich dort selbst mal sehen zu lassen - der weiß auch ganz genau, warum! Aber es scheinen ja einige Leute dieser Behörde da zu sein... viele größere Organisationen wie z.B. Greenpeace sind ebenfalls vor Ort - warum nehmen die das Problem jetzt nicht endlich selbst in die Hand!?

Es wird Zeit, dass sich auch andere Länder jetzt beteiligen. Nein, nicht anfragen, nicht Angst haben, man könnte die japanische Regierung beschämen! Die haben allen Grund sich zu schämen! Jetzt sollten sich wirklich Fachleute absprechen und organisieren und in Japan einrücken. Es geht um Millionen von Menschen und deren Nachkommen. Wir sprechen noch nicht über langfristige ökologische Schäden - dazu werden wir noch sehr viel Zeit haben.

Auch wenn die Nachrichten immer weniger darüber berichten - Die Welt schaut auf Fukushima. Und hoffentlich schreitet sie auch bald ein!

Donnerstag, 31. März 2011

tierisch alt

Ein täglicher und sehr präsenter Teil unseres Lebens hat bisher im blog sträflich wenig Beachtung gefunden. Er gehört zu uns wie unsere Tochter, wie unser Häuschen, er begleitet uns nun schon 15 Jahre lang auf Schritt und Tritt, bringt Gemütlichkeit, viel Freude, Spaß und kuschlige Stunden. Er sorgt für einigen Wirbel, wenn ihm mal etwas nicht in den Kram passt. Auch gab und gibt er uns das eine oder andere Rätsel auf.. die meisten, so denken wir zumindest, konnten wir lösen.

Unser Tag beginnt mit ihm und endet eigentlich nie wirklich, doch auch das mit ihm und wegen ihm. Morgens will er noch vor dem Aufstehen gefüttert werden. Abends will er es kuschlig warm haben bei Mama unterm Deckchen. Tagsüber ist er ständig auf der Suche nach Futter und Spielzeug, d.h. wenn er nicht gerade schläft.

Komme ich nach Hause, ist er der Erste, der mich begrüßt. Dann muss ich alles, was ich gerade noch in den Händen halte, fallen lassen, mich zu ihm hinunter knien und ihm erst einmal die Öhrchen graulen und den Bauch mietzeln. Dafür schleckt er mir die Hände ab und reibt sein Köpfchen an meinem Gesicht...

Wir bekamen Mephisto im Alter von knapp 6 Wochen - es war der 5. Geburtstag unserer Tochter. Für sie wurde es höchste Zeit, ihre Fürsorge auf ein Tier zu konzentrieren. Täglich brachte sie uns neue bedauernswerte Kreaturen mit nach Hause, die sie gesund pflegen oder in Ruhe sterben lassen und feierlich beerdigen wollte. Fliegen, jede Menge Käfer und Gewürm in allen Farben und Größen schleppte sie in Streichholzschachteln und Kartons herbei, liebevoll mit Zellstoff, Gras oder Mamis Seidentüchern ausgepolsterte Krankenlager...

Mich rührte das schon sehr an. Ein wenig erinnerten mich all diese Geschöpfe und die Sorge meines Töchterchens um sie ein wenig an meine Kindheit. Ich konnte sie nur allzu gut verstehen. Deshalb auch die Entscheidung für unser Kätzchen.

Eine kleine Rauferei mit einem Schäferhundwelpen konnte er zwar für sich entscheiden, büßte dabei jedoch ein Öhrchen ein. Ihn stubenrein zu bekommen, war Schwerstarbeit - es hat viele Jahre gedauert, und eigentlich ist dieser Prozess nie wirklich abgeschlossen worden. Vorzugsweise benutzte er Kisten und Kartons - da konnte er nicht anders! Fühlte er sich ignoriert, waren die Lieblingssachen des jeweiligen "Bösen" durchnässt und stanken bestialisch.

Er lernte, selbst Türen zu öffnen, entwickelte so seine kleinen Eigenarten und hatte uns schon am Tag seiner Ankunft um seine schwarzen Pfötchen gewickelt. Fremden gegenüber war er schon immer sehr misstrauisch, Besuch mochte er nicht.

Der Umzug in unser Häuschen war für ihn im 12. Lebensjahr schon großer Einschnitt. Es hat bestimmt ein halbes Jahr gedauert bis er sich eingelebt hatte. Sein Lieblingsplatz: der Balkon. Dort war er morgens mit mir der Erste und abends der Letzte.

Im letzten viertel Jahr hat unser Samtpfötchen viel von seiner Agilität abgelegt. Wir haben Grund zur Vermutung, dass er schlechter sehen kann, er schnurrt nicht mehr und ist ständig am Mautzen. Ebenso eigenartig ist seine neue Vorliebe, uns abzuschlecken - an den Händen, im Gesicht, am Hals ..

Der Tierarzt staunte über seine guten Blutwerte, auch die Zähne sind vollkommen ok. Über Mephistos Sehvermögen haben wir auch gesprochen. Klar, es gibt heute wahnsinnig viele Möglichkeiten. Man kann blinden oder schlecht sehenden Tieren heute Linsen einsetzen, es gibt verschiedene Operationsmethoden, Brillen und was weiß ich nicht alles... Angenommen, wir würden erfahren, dass er ne Netzhautablösung hätte - was würden wir tun?

Schon alleine, Mephisto in seinen Korb zu locken, ist für uns Schwerstarbeit. Sitzt er erstmal da drin, ist er voll im Stress. Der Stress beginnt schon, wenn er den Korb nur sieht! Dann würden wir zu diesem Spezialisten fahren müssen, ca. 30 km. Keine Ahnung, ob er das überhaupt aushalten würde. Dann sitzt man im Wartezimmer - noch mehr Stress für ihn. Dann die Untersuchung - Mephisto ist eine sehr böööööööse Kampfkatze, wenn er im Stress ist.

Gesetzt dem ungünstigsten Falle: Untersuchungsergebnis - zur Erhaltung der Sehkraft wäre OP erforderlich ... Was dann? Der ganze Stress bis zum Termin, Behandlung, Nachbehandlung, ..

Unser Katerchen ist 15 Jahre alt! Sollte man ihm das wirklich noch antun? Er kann es ja nicht verstehen. Er spürt nur die ständige Unruhe, wird Situationen ausgesetzt, die ihn seelisch total überfordern und geht uns dann vielleicht daran zugrunde? Letzte Woche haben wir ihm Zahnstein entfernen lassen, natürlich unter Vollnarkose (3 Leute waren notwendig, um ihm diese verabreichen zu können! Eine Woche vorher haben 3 Leute nicht ausgereicht, da musste der Versuch der Blutabnahme abgebrochen werden!).

Zu Hause haben wir gedacht, er wird es nicht überleben: er hat ewig geschlafen, im Schlaf hat er sich mehrmals übergeben, selbst mit der Wärmflasche war er total ausgekühlt und zitterte.. das Aufwachen hat noch einen weiteren Tag gedauert. Zwar ist er abends n bissl getappst, hatte hunger und durst, schlief aber mittendrin ein, er lief ein kleines Stückchen, kippte zur Seite um und schlief tief und fest. Am nächsten Tag war er nicht wirklich munter, hat aber gefressen. Er hatte noch immer Schlagseite und brach beim Laufen ein.

Nein! Ich werde ihm das nicht antun. Wir werden uns mal ein wenig im www. umtun - mal schauen, was die Katzenbesitzer so über ihre Erfahrungen berichten. Vielleicht gibt es ja Möglichkeiten oder Hinweise für den Umgang mit blinden Katzen.

Er wird eben wie wir auch alt. Das zu akzeptieren fällt jedem schwer.
Es auszuhalten auch.

Montag, 28. März 2011

Ich weiß nicht...

... was soll das bedeuten?

Als man sich gestern noch großzügig zugunsten zweier Nullen "verrechnet" hatte, wurde wohl der Druck für Tepco und die Regierung ein wenig zu groß.

Nach ewig langer Hinhaltetaktik und Verzierungen der Aussagen, vermutet nun die japanische Regierung offiziell eine

"teilweise Kernschmelze".

Jetzt fragt sich frau: was bitte ist eine teilweise Kernschmelze?

Meine Tochter ist in Naturwissenschaften recht gut verankert, frag ich doch einmal mein persönliches Lexikon. Folgendes erhielt ich zur Antwort:

"Das Uran schmilzt oder es schmilzt nicht. Durch die Kernspaltung des Urans wird Energie in Form von Wärme freigesetzt. Dadurch steigt die Temperatur, weshalb die Uranstäbe auch gekühlt werden müssen. Der Schmelzpunkt von Uran liegt nach meinen Infos bei 1.132 Grad C.

Wenn das Uran zB. durch ungenügende Kühlung den Schmelzpunkt erreicht, verändert es seinen Aggregatszustand von fest zu flüssig... und da dieses aber nur nach und nach geschieht, ähnlich dem Abtauen eines Eisblockes, könnte ich mir vorstellen, was sie meinen."

Mir schwants ja - frage aber trotzdem nach, um welche Vorstellung es sich genauer handelt.
Mein Töchterlein ist da wenig sensibel und spricht aus, was ich vermutet hatte:

"Die Japaner sind ja sehr zurückhaltend, die fallen nicht mit der Tür durch die Wand. Die Berichterstattungen der letzten Wochen haben das ja zur Genüge gezeigt. Wir hier in Europa wissen oder glauben schon lange, dass das AKW völlig außer Kontrolle is - die japanische Regierung und die Betreiber des AKW auch. Für die scheint aber der Umstand, dass die Stäbe noch nicht komplett geschmolzen sind, eben nur eine teilweise Kernschmelze zu sein .."

Jetzt verstehe ich auch, was es bedeutet, wenn jemand

  • ein wenig schwanger,
  • n bissl tot oder
  • geringfügig HIV-infiziert ist.

Sonntag, 27. März 2011

Es rentnert..

Unterhaltung@rentner.de hat genauso stattgefunden wie folgt beschrieben:

"Also da, im fucki Schiena, da is jetzt och das Meerwasser direkt verseucht mit den Strahlen!"

"Ähm, du meinst den Pazifik vor Fukushima? Ja, aber das ist eine unmittelbare Folge des ..."

"... Ja klar, die armen Fische, die sterben da ja auch alle."

"Es werden dort sehr viele Menschen sterben, wenn ..."

"... die essen dort ja so viel Fisch, viel mehr als wir. Wir machen uns da ja nichts draus. Doch für die isses auch praktisch. Aber dass das schon soweit is?! Wenn sogar schon der See .."

"Das AKW steht direkt am Meer. Wenn dort Wasser in die Kammern reingepumpt wird und irgendwo undichte Stellen sind, dann tritt das hoch verstrahlte Wasser auch aus. Da .."

"... mh, die Feuerwehrleute ham das ja auch nicht freiwillig gemacht, sagt man."

"Das wird auch so sein, das sind größtenteils sehr junge Männer mit Familien.."

"Ha, na die werdn keine Freude mehr ham, die sind ja alle verstrahlt. Wenn die nach Hause kommen, dann stecken die doch alle an."

"Wenn die jemals wieder nach Hause kommen sollten, dann werden sie sicherlich nicht mehr lange leben und auch das Sterben wird für sie sehr schwer.. Doch anstecken können die niemanden, weil..."

"Aber die strahlen doch. Genauso wie der Atombroiler!"

"Wie jetzt?! Der was?"

"Na der Atombroiler dort."

"Ähm, ich hab keine Ahnung, was die da zu essen bekommen.."

"Stell dich doch ni so an - der Dinkx, der da hochgegangen is, der Atom - ähm.."

"... ach, der Reaktor vielleicht?!"

" Nu, nu, die strahlen jetzt so wie der strahlt."

"Bestimmt nicht wie der Atombroiler - und schon gar nicht vor Freude ;-)"

"Nee, das streiten die ja ab. Die sagen, dass da gar nüscht gefährlich wäre. Deshalb sind die ja auch alle dort. Aber naja, das is ja weit weg. Zu uns kommt das ja ni. Willste noch nen Kaffee? Ich hab auch Rouladen da. Wir ham wieder viel zu viel gemacht."

"Ja klar, Kaffee is ok.."

"Ach Mensch, is das schön.. guck, wie schön die Sonne heute strahlt."

Tja, es kommt eben doch zu uns...

Freitag, 25. März 2011

Die Hippen Hoppser

Heute ist Freitag, der Tag vor dem Wochenende, der Tag, an dem man in aller Regelmäßigkeit feststellt, dass der Kühlschrank vorwurfsvoll gähnt, Obst und Gemüse nur noch tiefgefroren vorhanden sind und überhaupt noch vieles rangeschafft werden muss, womit man das Wochenende gemütlich zelebrieren kann.. Jawoll - Einkaufstag!

Da Mamis Auto in der Garage steht, durfte das liebe Töchterlein die Mama beim Einkauf begleiten. Wirkliche Begeisterung sieht anders aus - nützt ja alles nix, bin über 40 und benötige ein wenig Unterstützung. Zähne fletschend musste sie ihren teuren Sprit in unsere Tour investieren, der kleine Geizkragen. Da krieg ich mich innerlich vor Lachen nicht ein, weil wir Eltern ja ohnehin dafür aufkommen..

Also steige ich beherzt in mein ehemaliges Rennfröschlein ein (Nissan Micra - Froschgrün), tauche ein in die fast schon vergessene heimelige Athmosphäre und greife ganz automatisch zum Autoradio - da krieg´ ich doch tatsächlich nen Gong auf meine Finger!!!

Fassungslos starre ich mein grinsendes Kind an. "Ich fahre, also hörn wir meine Musik!"

Da hat die Mami zur selbst eingeführten Regel nix mehr zu sagen - ausser: "Seit wann hörst du Musik?!" Daraufhin erfolgte ein nicht enden wollender Monolog über das, was für meine Ohren die pure Beleidung ist, fürs Töchterchen und ihre Generation jedoch zeitgemäßer Ausdruck der was weiß ich was.. sie nennen es Musik.

Diese allerdings mit einigen Besonderheiten und Extras, die es heutzutage zu beachten gilt. Was ich also während der gefühlten letzten 113 km gelernt habe, möchte ich euch jetzt mitteilen. Ich ziehe euch ins Vertrauen, weil wir alle (ich meine damit euch, meine lieben Leser, und mich) aufgewachsen sind zwischen Hippie-Musik und Heavy Metall.

Ich hatte noch nie so sehr das Gefühl, ein derartig privilegierter Mensch zu sein - bis heute. Mein ehemaliges Autoradio wird gequält von meiner Tochter! Es bleibt aber nicht bei der Radioquälerei an sich - ich kriegs auch noch auf die Ohren! Es ist unglaublich... Mein Ohrenschmalz kocht, das Hirn schmerzt und meine Schuhe sind davon gelaufen..

Was mich ja so richtig abnervt is nicht nur das ewig gleiche "umtzumtz", sondern diese pornografischen und Fälkal-Schwalle! Es gibt ja in dieser neuartigen Jugendkultur (mir kräuseln sich gerade die Fingernägel - wenn das so weitergeht, muss ich mir beim Töchterchen neue bestellen) kaum noch die korrekte Verwendung der Deutschen Sprache.. es wird abgesehen vom Kanak-Deutsch alle verfügbare Energie auf die explizide Benennung der Dinge bis ins kleinste Detail gerichtet, beispielsweise/ausschließlich exkrementbezogen oder hinsichtlich sexueller Praktiken und kranker Phantasien.

Da fragt die Mama doch genauer nach: "Sag mal, gehts denn bei diesen geräuschuntermalten verbalen Auswüchsen nicht auch einmal ohne diese Verwendung von Kot-Worten und Pornojargon?"
Kommts trocken aus des Töchterchens Mund: "Doch gibts, aber das hört sich doch keiner an, nur "Öko-Rapper", also nicht ich und auch sonst keiner, den ich kenne..."

Desweiteren erfuhr ich von ihr, dass man diese Art des Raps als "Blümchen-Rap" bezeichnen würde. Die Bezeichnung "Flower-Rap" wäre wohl auch äußerst unkorrekt, obwohl diese Szene alles verenglischt - das verstehe, wer will!

Diese Sprache verstehe ich nur mit kommentiertem Wörterbuch - meine Mausi hat sich richtig Mühe gegeben und ich staune, was alles so in ein einziges Köpfchen reinpasst. Denn folgende Dinge sollte der hörende Verbraucher wissen:
  • rappen = das Verb zum HipHop (!), also das, was man tut
  • Rap = Sprechgesang
  • Rap = engl.: klopfen‘ bzw. ‚pochen‘ (wie wahr!), quatschen
Aber denkt mal nicht, dass dieser Sprechgesang irgendeine Gemeinsamkeit hat mit Bezeichnungen, die wir kennen. Es beginnt damit, dass es im Rap keine Lieder oder Songs gibt, nönö! Die heißen Track. Für mich als Sächsin eine Frage der Dialekte, klingt wie das sächsische Wort "Dreck", womit ich aber nix bewerten oder gar beleidigen möchte.. aber merken kann ich mir das sehr gut.

So ist die Strophe des Liedes, pardon: des Rap´s, ein Part. Diese Bezeichnung kenne ich noch aus dem Englisch-Unterricht, gar finster wars. Doch da gabs diese antimusikalische Verirrung noch nicht. Zumindest kannten wir sie nicht.

Der Part besteht aus Lines, den Zeilen. Diese reimen sich günstigstenfalls und werden Rhyme genannt. Ich persönlich finde das echt sinnfrei, weil sich der deutsche und englische Reim/Rhyme in der Aussprache lediglich durch das "rollende" r mittels schwerere Zunge unterscheiden. Frag aber den jugendlichen Verbraucher wie es geschrieben wird - wenn er seine eigene Adresse nicht unfallfrei aufs Papier bringt, "Rhyme" kriegt der hin - jede Wette!

Es gibt dann auch noch den Refrain, der heißt Hook. Keine Ahnung ob dieser oder der Käpt´n eher da war.. dann gibt es auch Zeilen im Refrain, die immer wiederholt werden, die Hookline.

Man erkennt an dieser Stelle eine gewisse Kreativität - die Kombination! Auch das hat mir mein Töcherlein erklärt - da wirste nur wirre. Das führt einfach zu weit.

Was kann ein Mensch alles noch ertragen? Richtig: den akustischen Genuss an sich.

Für mich ist es wirklich die absolute Folter - lieber lass ich mir das Gesicht zutackern (neudeutsch:piercen)! Doch was tut frau nicht alles für ihr Kind! Zieh ich mir auch noch das rein, während meine Tochter mich über die Sachverhalte von bass, drums, beats (he, hab das Gefühl, alte Bekannte zu treffen) und high hats (tititi) aufklärt.. und über flow und spitten..

Der Flow ist der Fluss des Tracks, der gern in Diss-Tracks verwendet wird, also in wörtlich übersetzte "Mobbingsongs" - an dieser Stelle stöhnt der pädagogische Zeigefinder. Das hat wohl der coole Savas (keine Ahnung, warum der friert) ganz toll drauf gegen Eko Fresh (wie frisch kann der sein?!). Ich kann mich erinnern, dass das vor Jahren überall hoch- und runter gespielt wurde. Meine Mausi meinte auch, dass gerade dieser Track ein Paradebeispiel für die "technische Perfektion" dieser Kategorie sei. Es gäbe die 3 großen S in der Rap-Szene: Sido, Savas und Sammy.

Naja, Sido trug ja lange Zeit ne "eiserne" Chrom-Maske. Schade, dass der nicht allergisch drauf war. In einem Interview sagte er mal, dass er nicht wollte, dass sein Sohn (damals um die 5 Jahre) seinen Daddy (Papa geht gar nicht für einen Rapper!) sieht und hört, welch böse Texte er von sich gibt.. Kann frau geteilter Meinung sein - bin ich aber nicht. Allen anderen Kindern hat er diese vergeistigte Flatulenz zugemutet, dann soll er auch vorm eigenen Filius dafür geradestehen! Und wenn ich mich meiner Familie gegenüber schäme für das, was ich tue/sage, dann sollte wohl grundsätzlich genauer nachgedacht und gehandelt werden.

Aber für meine Weltverschönerin ist das kein Grund für Aufregung. Sie meint, dass bekannte Porno-Damen auch Kinder haben. "Zeigt man seinem Kind einen Porno? Noch dazu mit der Mutter als Hauptdarstellerin?" Und anders fragt sie: "Kann man verhindern, dass Kinder an Pornos rankommen?"

Ich bin ja echt überhaupt gar keine Moralistin. Aber über dieses Thema könnten wir sehr lange diskutieren und kämen zu keinem Ende, außer: leben und leben lassen.
Gegen Savas darf ich nix sagen. Ratet mal, wer mir da Ärger bereiten wird;-) Und Sammy kenne ich nicht.. Schlimm? Schlimmer wäre es wohl, jetzt mit Fakten um mich zu werfen.

Doch werfen wir uns jetzt in den für mich lustigsten Teil - den, wie ich sie nenne: Hippen Hoppsern..

Jede Szene hat ihre Klamotten, die auch. Angesagt bei den Hoppsern sind natürlich Caps (also Mützen). Das ist für mich das Hauptmerkmal. Hier hat sich in den letzten Jahren vieles verändert.

Der Dresscode der Generation meiner Tochter bestand noch aus bestimmten völlig überteuerten Markenklamotten und ebenso Schuhen. Heute erkenne ich sie an den o.g. Mützen und ihren baggys - nein, nicht die zum Fahren am Strand, sondern die für zum Anziehen bzw. für zum Festhalten.. die kauft sich der Hippe Hoppser gern ein paar Nummern zu groß. Dann rutscht dieses Beinkleid weit in die Schambeingegend - dort wartet eine für diesen Zweck angezogene Schlüpper mit breitem Gummi mit ner Markennamenaufschrift drauf.. Die baggy muss die teure Unterhose freilegen - wozu hat man das teure Ding sonst an?!

Es ist aber auch zu schön, die jungen Leute bei ihren Gehversuchen zu beobachten, wie sie ständig die Hände an und in der Hose haben, nur um diese nicht im Galopp zu verlieren. Die Anatomie des tragenden Körpers ist auch schwer zu identifizieren. Da wurschtelts und kräuselts, bauschts und wallts hüftabwärts.. nicht einmal die Schrittfolgen sind erkennbar. Ich sag nur: chinesische Laufente!

Ein weiterer sehr erheiternder Nebeneffekt ist, dass durchaus attraktive mehr oder weniger kleine Knackpopöchen in den unendlichen Weiten dieser Stoffwülste verschwinden, ja schier unkenntlich gemacht werden. Frau hat immer so den ersten Eindruck von in-die-Hosen-gemacht oder vergleicht es mit Windeln.. Fakt ist: bei durchtrainierten Körpern finde ich es durchaus akzeptabel, doch je mächtiger und wabbeliger der Speck des BK-Jüngers (sprich: Bie Keh, also bk auf englisch, soll heißen: BurgerKing), desto grauseliger und diffuser der Anblick..

Und wenn dann das Jungvolk zum Konzert geht - dann bin ich den Tränen nahe!

Dort rappen nicht die Bands, sondern die crews-und jetzt kommts:

Die crowds bouncen - sorry, da quieck ich mich weg!

Die crowds sind die Menschen, die vor der Bühne stehen und bouncen, also sie bewegen sich mit ausgestreckten Armen zum track, und zwar wippend! - sorry, wisch mir grad die tränen

Jeder hat das bestimmt schon mal gesehen - bei Eminem sah das immer toll aus: das Bein ummantelnde Gewirr auf halb acht in den Kniekehlen hängend, wippts im beat (oder wonach auch immer) mit ausgestreckten Armen, die sich ebenfalls wippend von oben nach unten und umgekehrt bewegen - der ganze Körper also eine einzige Hippe-Hoppser-Wipp-Woge..

Meine Güte, was waren wir unschuldig!

Wir hüpften und sprangen, kreischten, sangen, tanzten, .. mehr oder weniger betrunken spielten wir Luftgitarre und headbangten wir in Stretchjeans und Schlapper-Fan-T-Shirts durch den Saal oder auch unter freiem Himmel..

Große Konzerte verbrachten wir auch vor der Bühne stehend, aber so diszipliniert/bewegungsverarmt waren wir wirklich nicht! Da wurde gepokt auf Teufel komm raus.. Es war völlig egal, wie wir aussahen, was wir anhatten ..

Obwohl, soooo ganz stimmt das nicht: es gab ja bei uns auch die Ausprägung der Popper-Szene. Das waren die absoluten Poser! Popper - das war ein Schimpfwort. Erkennen konnte man die an ihren trendy Klamotten: Karottenhosen und angesagte sehr individuelle Oberteile. Und das absolute no-go: der Seitenscheitel!

Ich weiß noch, dass ich diese "Popper-Musik" heimlich, aber hingebungsvoll gehört hab.. nur passte das nicht in meine Szene.. Abstreiten nützt nix: auch wir waren uniformiert. In meiner Szene trug man eben verdreckte zerrissene Jeans, lange strähnige Haare, weite Hemden, selbst gefärbte Windeln als Halstücher, Nieten, Ketten, Lederbänder, Tramper-/Römerlatschen (je nach Jahreszeit) und ne Flasche Alkohol (den musste man nicht trinken, damit musste nur das Bild abgerundet werden).

Auch wir wollten uns abheben von der Masse. Wir konnten nur nicht alles kaufen. Vieles haben wir erstanden, uns von Verwandten aus dem anderen Deutschland schicken lassen und vieles haben wir auch selbst genäht oder verziert und bemalt. Wir haben uns aus Klospülerseilen Ketten gebastelt und uns damit behangen.. was haben sich unsere Eltern geschämt!

Was wäre aus uns geworden, wenn wir uns alles hätten kaufen können? Wenn alles nur eine Frage des Preises und nicht der kreativen Möglichkeiten gewesen wäre? Wenn wir grau gewesen wären wie die unzähligen Kriegsdenkmäler und Betonbauten um uns herum? Wenn wir das nicht einmal bemerkt hätten?

Was wäre aus uns geworden, wenn unsere Eltern nicht besorgt gewesen wären um uns? Wenn sie uns keine unbequemen Fragen gestellt hätten? Wenn sie sich nicht über das, was unsere Lebenskultur darstellte, aufgeregt hätten? Wenn sie uns dafür vollstes Verständnis entgegengebracht hätten? Wenn sie uns nicht losgelassen hätten?

Lehnen wir uns zurück und freuen wir uns über das, was wir hatten und uns bis heute bewahren konnten: unsere Identität.

PS: Wer sich fachlich zum Thema informieren möchte, der folge doch diesem Link:
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Rap
Meine Tochter beantwortet auch gern ehrliche Fragen und stellt sich den stubenreinen Meinungen. Den Kontakt würde ich auf ernsthaften Wunsch herstellen. Habts bitte Verständnis dafür, dass dies dann nicht über den Blog laufen wird.

Willkommen zurück!

Hallo, ihr lieben..

alle, die ihr mich gebeten habt, meinen blog doch wieder etwas zu beleben.. Da bin ich wieder.

Die letzten zwei Jahre waren sehr schnell vorbei.. da gab es ne ganze Menge zu tun. Zwischen Familie, Haus und Arbeit war die Zeit immer äußerst knapp. Unsere Tochter hat allein im letzten Jahr ihr Abitur gebaut und innerhalb kürzester Zeit ihren Führerschein erworben. Sie fährt jetzt mit Mamis "altem" Auto zur Uni und ist nebenbei eine "Nageltante" geworden.

Neben ihren Fischen, ihrer (nennen wir es großzügig:) Musik, dem Freund und allerlei Dingen, die ein junges Weibchen so zu tun hat, ist das "Modellieren" von Fingernägeln so ihre Leidenschaft.. Aber auch die Pflege ihrer selbst innerlich und äußerlich. Dazu werde ich später auch noch kommen.

Im Häuschen geht es auch vorwärts - das Oberstübchen haben wir bereits beziehen können. Insbesondere vielen Dank an meinen fleißigen Papa und unseren Maurer. Ohne die eifrige und ausdauernde Hilfe meines Papas hätte alles viel länger gedauert. Am Endspurt hat Harald einen sehr großen Anteil - dafür darf er bei uns jederzeit ein Vollbad nehmen. Mein Blaumännchen hat sich nicht nur in unserem Häusl sehr bemüht, auch im Dorf hat er sich ein wenig engagiert (NEIN, er ist nicht bei der Feuerwehr!) und auch ich habe schon ein, zwei Nachbarn persönlich kennengelernt.

Mit der Arbeit war das so eine Sache. Darüber werde ich sicherlich auch noch posten. Die Arbeit mit Auszubildenden ist eine wirklich einzigartige Erfahrung. Aber alles andere ringsherum is wie eine Art Paralleluniversum, unglaublich.

Dann spitz´ich mal meine virtuelle Feder und werf´mich in die unendlichen Weiten der Kombinationsmöglichkeiten des deutschen Alphabets und seiner grammatikalischen Anwendungsformen unter größtmöglicher Beachtung mir wichtiger Inhalte.

Bitte schreibt auch weiterhin fleißig eure Kommentare! Auch wenn ihr ein paar Anregungen, Kritiken (natürlich nur positive) und Hinweise für mich habt - her damit!!!

Ich freue mich auf euch und schicke euch allen liebe Grüßchen

eure Tante Snugata