Donnerstag, 29. Mai 2008

Die freundliche Mrs. Smith

Da schellt doch das Laden-Telefon, ich gehe ran, säusele die Befrüßungsformel, da meldet sich am anderen Ende eine Dame, deren Namen ich auch auf meine Nachfrage nicht verstehen konnte. Um es einfacher zu machen, nenne ich sie die freundliche Mrs. Smith. Sie sprach ein seltsames Englisch oder lag es nur an ihrer Aussprache und versuchte mir zu erklären, dass sie aus London anrufe (?).

Da sie keinen Firmennamen nannte und auch nicht den Grund für den Anruf in dem Fachgeschäft in einer kleinen Stadt mitten in Deutschland, war ich natürlich schon wieder mit einem Auge unterwegs, um die versteckte Kamera zu finden.

Das folgende Gespräch trug sich so zu, nur eben auf englisch. Allerdings sprach die Dame so als hätte sie einen Tischtennisball im Mund und war nicht wirklich so gut zu verstehen. Mit meinen englischen Sprachkenntnissen ist es an sich auch nicht unbedingt sooo weit her, doch für dieses Gespräch reichte es. Um Peinlichkeiten vorzubeugen, versuche ich das Gespräch in deutscher Sprache wiederzugeben.

Klingeling!

Begrüßungsformel meinerseits.

Sie: " Hallo, hier spricht Misses Smith aus London in England. Können Sie mich verstehen?"

Ich: "Guten Tag, Mrs. Smith, ich kann Sie hören. Bitte sprechen Sie etwas langsamer, mein Englisch ist nicht so gut."

Sie: "Oh, das ist kein Problem. Bin ich dort richtig in der Firma ... in ... in Deutschland?"

Ich: "Ja, da sind Sie richtig. Wie kann ich Ihnen helfen?"

Sie: "Könnte ich bitte den Manager sprechen?"

Dies ist das verräterische Zeichen schlechthin. Wer im Geschäft den Manager sucht, der weiß über die Firma nicht wirklich mehr als der normale Kunde.

Mein Blaumännchen wurde ob der fremdländischen Laute in der Ladenathmosphäre doch sehr hellhörig und kroch hinter seinem Schreibkram hervor. Grinsend und mit Fragezeichen in den Augen stand er neben mir.
Um sicher zu gehen fragte ich noch einmal, wen sie sprechen möchte und nach dem Grund ihres Anrufes. Vielleicht könnte ich ihr ja helfen. Sie wiederholte sehr freundlich, dass sie den Manager sprechen möchte.

Gestikulierend verständigte ich mich mit meinem "Chef", der hektisch abwinkend in der Gegend herumfuchtelte.

Ich: "Der Manager ist zwar da, aber ich glaube, da gibt es ein Problem."

Mein Männchen schnappte nach Luft und tippte sich energisch mit dem Zeigefinger an die Stirn, sagte etwas davon, dass solche Anrufer Bauernfänger seien und am Ende bekommt man noch die Rechnung für das Gespräch! Er gab mir mit einer Geste (die flache Hand waagerecht in zackiger Bewegung auf Kehlkopfhöhe von links nach rechts) zu verstehen, dass ich das Gespräch mit der freundlichen Mrs. Smith abbrechen sollte...

Sie: "Wann kann ich den Manager sprechen?"

Ich: "Ich glaube gar nicht."

Sie: "Ich kann auch später noch einmal anrufen. Wann ist der Manager zu sprechen?"

Ich: "Der Manager ist hier. Leider kann er nicht mit Ihnen sprechen. Das tut mir wirklich leid."

Sie: "Hallo, ich möchte bitte den Manager sprechen..."

Ich: "Ja, Mrs. Smith, ich weiß. Das Problem ist, dass der Manager kein Wort Englisch spricht. Er kann Sie gar nicht verstehen. Verstehen Sie mich?"

Sie: "Oh, kennen Sie jemanden, der englisch spricht und das Gespräch übersetzen kann?"

Ich: "Nein, Mrs. Smith, das tut mir leid, hier versteht leider keiner die englische Sprache. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

Nachdem ich meinem Boss das Gespräch translated ;-) hatte, wollte er dann nur noch wissen, warum ich so garstig grinsen würde...

Jetzt war ich richtig beleidigt;-))

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