Dienstag, 13. Mai 2008

Das sind die Neuen im Dorf - auf dörfisch

Mein Mann ist ein gern gesehener Typ speziell bei Frauen. Um es gleich vorweg zu nehmen: ich bin nicht eifersüchtig, wir leben keine offene Beziehung und so gelegentlich bin ich doch recht stolz auf die eine oder andere mehr oder weniger demonstrierte Wertschätzung meines Lebensgefährtens femininerseits.

Er kommt viel herum in unserer Region und kennt sehr viele (vorwiegend jedenfalls) Frauen. Wenn wir unterwegs sind, wird er mit freundlichem winken und grüßen nicht fertig. Es kommt auch nicht selten vor, dass wir auf der Strasse keine 10 Meter voran kommen, da mein Männchen auf dem Weg auch schon mal freudig in die Arme einer Omi geschlossen wird oder irgendein Zoten klopft ihm "zärtlich" auf die Schulter und bedankt sich herzlich dafür, dass er bei ihm zu Hause alles wieder in Ordnung gebracht hat.

Oft vereinbaren die Hausfrauen Termine mit ihm, freuen sich, auch wenn er mal ein oder zwei Stunden später als verabredet, aber immerhin noch kommt... Sie hätten mit Sicherheit auch noch Hände ringend länger gewartet...

Nach der Begrüßung schildern sie ihr momentanes Problem, das meist auch einen gestörten familiären Tagesablauf zur Folge hat. Er stellt dann die Diagnose, erläutert seine Behandlungsmethode und den dazu gehörigen Preis. Natürlich garantiert er seine Leistungen. In den meisten aller Fälle kann er wirklich helfen.

Mein immer und zu jeder Tages- und Nachtzeit hilfsbereiter Engel versteckt seine Flügel im klassischen Blaumann und ist Service-Monteur für Haushaltgeräte. Vorwiegend knöpft er sich spinnende Waschmaschinen, streikende Herde, mißhandelte Geschirrspüler oder resignierte Kühlgeräte vor. Ansonsten kümmert er sich auch um alle widerspenstigen Haushaltssklaven wie Staubsauger, Bügeleisen, Fön, Mikrowelle und was eben alles in der gemeinen Haushaltung ge- oder benutzt werden kann. Wen wunderts also, dass er ganz besonders bei den Damen so beliebt ist und die Herren ihn dankbar auf ein Bierchen einladen ...?

Neulich war er auch in unserem Dorf wieder auf Kundendienst unterwegs. Nachdem man das technische Problem erst diskutiert und anschließend behoben hatte, lud ihn der Hausherr noch auf ein Käffchen ein. Bei solchen Gelegenheiten werden unter Männern auch gern Tips und Tricks für den Heimwerker ausgetauscht - kostenlos vom Fachmann, das gehört zum Service.

Im Verlaufe des Gespräches stellte man dann fest, dass mein Mann (und seine anonyme Familie) derjenige welche ist, der die alte Dorfbäckerei gekauft hatte. Es kam zu folgendem Dialog:

Kunde: " Nu sach emma, bist du ni där, där dä aldä Bäggorei gekooft had?!"

Monteur, krinst: "Jaha, genau der.."

Kunde: "Ach du bist das!"

Monteur, fragender Blick: "Ja, ich bin das."

Kunde: "Na, weeßte dännä schunn, dass du schätzdä dor Bäggor bist im Dorf?"

Monteur: "Nee, ich bin Haushaltgerätemonteur... das will ich auch bleiben. Die Bäckerei wollen wir nun wirklich nicht betreiben..."

Kunde: "Äscha, da mußdä dich nä wunnern: du hasd dä Bäggorei gekooft - schätzdä bistä dor Bäggor! Där Ehne, där dä däm Schuster sei Haus gekooft had, där heeßt im Dorf schätzdä och dor Schuster!"

Mein Gatte ohne Trauschein lachte noch den ganzen Tag darüber. Leider ist noch nicht geklärt, ob der damalige Hausverkäufer Schuster war oder nur Schuster hieß. Nach dem dritten Glas Rotwein war das dann aber egal, und je mehr Rotwein, desto lustiger die Geschichte.

Dann mal ein Prosit und herzlich willkommen im Dorf.

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