Montag, 16. Juni 2008

Stroh-Waise-Mami

Haha, trallali - die Mama ist alleine hi..!

Sie haben es sich redlich verdient, die lieben Kleinen: sie sind auf Klassenabschlussfahrt, und das bis Freitag! Sollen sie mal ein paar sorglose Tage bei hoffentlich viel Sonne an der Ostsee verbringen. Keiner weiß, was in der nächsten Zeit so kommen und wer alles wieder gehen wird. Jetzt ist jedenfalls erst einmal Spaß angesagt.

Am Wochenende, nachdem eine von Sarah Freundinnen wieder abgereist war (Liebeskummer: nach 2 Jahren hat der Freund Schluß gemacht, schnief! Sie war hier in guten Händen..), begann das große Packen. Wir hatten unserem Küken ein Limit von 2 Taschen gesetzt, wir Bösen! So konnten wir wenigstens sicherstellen, dass der Rechner und das Aquarium zu Hause blieben.

Zu unserer Erleichterung lief doch alles sehr geordnet und entspannt. Zwar war sie ein wenig reisefiebrig - doch das ist sie meistens. Ein wenig gemogelt hat sie beim Packen. Denn eigentlich verfügen ihre Handtäschchen über das Format eines Reclam-Heftchens. Da der neue Fiffie aus bekannten Gründen noch nicht eingetroffen ist, hat sie sich bei der Cousine eine rosarote "Olga" ausgeborgt, die ihr von der Schulter bis zur Hüfte reichte. Keine Frage: die war vollgestopft bis obenhin! Da hat auch nix Eßbares wie z. B. ein Apfel oder eine Flasche Mineralwasser mehr reingepaßt!

Dem Herr Jöttle sei Dank - wir müssen es nicht schleppen, drauf aufpassen und alles wieder mitbringen. Freudig und entspannt verlief der Abschied am frühen Morgen, Kußi ("IGITT!"), winkewinke ("Menno, bist du albern!") und viel Spaß ("Ja davon kannste mal ausgehen!") - und weg war sie.

Mein Tag begann dann wie meistens: Käffchen, Bad, Gassi mit dem Schweinehund, duschen, ... doch im Hinterstübchen tat sich eine wohlige Gelassenheit auf - ich freute mich vor!

Eigentlich dachte ich an nix Böses, wollte nur noch ein wenig Ordnung ins "Kinderzimmer" bringen und dachte: Guckste mal in die Höhle der Löwin! Und wahrlich, ich hätte es besser nicht tun sollen. Doch es war jetzt zu spät und so begann ich damit, das riesige Bett abzuziehen, Wäschehaufen zu bilden, alles Mögliche aufzulesen, und dann brauchte ich noch etwas aus dem Schrank - ich wollte wirklich nur die frische Bettwäsche da heraus holen, ehrlich...

Die Tür dieses Schwarzen Loches hatte ich gerade mit der Hand berührt, mehr nicht, ich schwöre! Da machte es so ganz leise und unscheinbar: " f-f-f-t!", und alles, was unser Töchterlein nicht in die beiden Taschen hineinbekommen hatte, fiel mir in die Arme. Was nicht mehr darauf passte fiel mir auf den Kopf und von da aus an mir runter und um mich herum. So dekoriert stand ich da, keine Ahnung wie lange, jedoch lange genug, um so richtig schön in Zeitlupe zu spüren, wie die Wut in mir aufstieg.

Gut, ich mußte auch schmunzeln: bildlich sah ich mich vor meinem inneren Auge - so was Dämliches. Mit gepimptem Kreislauf und viel Energie ordnete ich alles nach Reinigungsnotwendigkeit und schrankfähig. Dabei fielen mir so Details in Augen und Nase, die
waren echt nicht das, was frau beglücken konnte.

Woher dieses Parfüm stammte, wäre interessant gewesen. Dem Verkäufer hätte ich das garantiert völlig überteuerte Fläschl auf den Ladentisch gekracht und den Preis wegen Überlagerung zurück verlangt. Hätte der sich dann doof gestellt - gleich noch die Entschädigungsforderung hinterher! Aber echt!

Nun ja, meine Aufgabe war es jetzt, in die notdürftigen oberflächlichen Regulierungsanstrengungen (Ordnung halten!) unserer Sprössin korrigierend einzugreifen. Meine Reinigungsarbeiten in ihrem Reich hatte sie mehrfach nachdrücklich verbeten (über ein einfaches Dankeschön hätte ich mich an der Stelle mehr gefreut) mit dem direkten Hinweis auf ihre Privatsphäre. Ich hatte das auch eingesehen. In Zukunft werde ich jedoch in ihrer privaten Sphäre ein wenig genauer kontrollieren müssen.

Es war eine eher mühsame Aktion, die letztlich auch dadurch erschwert wurde, dass alles, was mir nicht entgegen kam, auf seltsame Art und Weise zwischen und unter meinen Füßen landete. Während ich so "meditativ" räumte und schwitzte, der aufgewallte Blutdruck wieder in seinen gewohnten Bereich absank, kamen mir so Gedanken an früher in den Sinn:

Ich erinnerte mich ganz genau wie meinen Eltern regelmäßig Halsschlagader und Kragen explodierten sobald sie mein Zimmer genauer inspizierten. Das ging nie gut aus für mich.

Der Kleiderschrank wurde mittels kräftigem Messing-Gießer-Armes meines Papas von hinten nach vorn komplett entleert, die Öffnungen sämtlicher Möbel standen sperrangel weit offen und der Fußboden offenbarte die Ansicht des Teppichbodens erst nach stundenlanger gründlichster Beräumung meinerseits.

Von meinem Schreibtisch, an dem damals tatsächlich noch alles manuell erledigt wurde (von wegen Rechner, Scanner, Drucker, ...), mal ganz zu schweigen! Der war generell häufchenbildend bis zur aller letzten Kante ausgefüllt. Der Platz reichte nicht annähernd aus für meine Ansprüche; doch wenn ich ihn aufräumen mußte, wurde der irgendwie immer größer, schier endlos.

Ich weiß auch noch ganz genau, dass so ein Putz- und Räum-Wochenende ganz schnell um war, ohne dass ich irgend etwas mitbekam. Deshalb hatte ich wenig Freude am gecleanten Zimmer. Andere waren bei Freunden, zur Disko und so unterwegs - und ich mußte putzen! In solchen Zeiten haßte ich mein Leben. Das waren immer die schwärzesten der schwarzen Stunden; die rabenschwarzen Stunden und ihre Superlative lernte ich erst später kennen.

Der eine oder andere Leser mag mich für verblödet erklären, dass dem "großen Kind" hinterher räume. Da mag sogar ein wenig Wahrheit dahinter stecken. Aus eigener Erfahrung hingegen weiß ich, wie schön es ist von einer Reise heimzukehren und in geordneten Bahnen, im eigenen frischen Bett, im vertrauten Zimmer zur Ruhe zu kommen. Das ist das gefühlte zu Hause.

Ich gönne meiner Mausi dieses kleine perfekte Stückchen Glück.

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