Montag, 9. Juni 2008

Sommer-Impressionen

Der Sommer ist da! Es ist heiss, es ist trocken, eigentlich will sich jeder nur dahin verkriechen, wo er wieder ungestört atmen kann, stattdessen schleppt man Wasserkästen und freut sich auf eine kühle Dusche...

Vor dieser trockenen Hitze kann leider keiner fliehen. Jetzt ist jedes zusätzliche Pfündchen am Körper eine echte Belastung und Textilien einfach nur lästig. Alles klebt am Körper, der Körper selbst scheint sich selbst verdampfen zu wollen. Glück hat, wer in klimatisierten oder von Haus aus kühlen Räumen arbeiten kann - es sei denn, man ist Bademeister.

Die ersten tropischen Tage haben wir zwar hinter uns, doch scheint die Sonne kein Erbarmen zu kennen. Im Gegenteil: sie denkt nicht daran eine Pause einzulegen und schlimmer noch! Alles, was vorher so halbwegs im Verborgenen lag, bringt sie jetzt an den Tag!

Wovon ich rede? Na, von den Absonderlichkeiten, die die Wärme nur äußerst leicht beschürzt, ohne jede Schamgrenze und ohne jegliches Mitgefühl für sensible Menschen mit einem ein wenig ästhetischem Sinn alljährlich hervorbringt.

Da ich eine von der Sorte bin, die immer nicht glauben kann, was sie so vor die Augen gestellt und auf`s Ohr geknietscht bekommt, ist der Sommer doch recht schwer für mich. Wie der fleißige Leser bereits weiß, befinde ich mich rein physisch betrachtet in keiner Weise in einem sommerkompatiblen Zustand. Um diesen ein wenig abzumildern und um die Augen meiner Mitmenschen nicht allzu sehr zu beleidigen, trage ich entsprechend ausladend geschnittene Kleidung. Das tue ich auch, um mir selbst einen etwas "schlankeren Fuß" anzumogeln...

Natürlich muß ich für derartige Schummeleien Opfer bringen - in Form von Schweiß, literweise! (Ich hoffe, dass die nervtötenden Versuche zur Gewichtsreduzierung bei den Temperaturen ein wenig beschleunigt werden!)

Nun bin ich als Frau relativ eitel. Und eigentlich dachte ich immer, dass andere Frauen auch so wären wie ich, nur eben schlimmer. Zumindest in der kühleren Jahreszeit gibt es hier kaum Weiblichkeiten, die visageistisch total ungepimpt und körperlich komplett unkaschiert durch die Straßen flanieren. Da denke ich an machen Tagen, ich sei die Einzige, die nicht 100%ig aussieht wie aus dem Ei gepellt...

Aber wehe, wenn die 20-Grad-Marke überschritten ist! Da kommen Figürlichkeiten an das Tageslicht - das ist unglaublich! Die Natur hat speziell für die Gattung des homo sapiens sapiens so richtig mit ihren Muskeln gespielt. Den Glauben an die Schöpfungs lt. Bibel halte ich persönlich eh für sagen wir lückenhaft. Bewiesen werden meine Argumente in jedem Sommer aufs Neue! Selbst meine feste Überzeugung, dass Gott eine Frau ist, gerät momentan arg ins Schwanken, bei dem, was ich auf meinem Weg in die Stadt so rein visuell geboten bekomme. Der Mensch - das göttliche Geschöpf:

Für dicke Schenkel, Cellulite behangen und Krampfader berankt kann ja keiner was - doch muß ich mich da noch in eine zwei Nummern zu kleine Radlerhose stopfen? Wenn der Bauch da drüber quillt, lass ich ihn halt machen und trage nur ein BH-ähnliches Oberteilchen in Pink und ärmellos, sodass die verbeulten dicken Bockwurstarme dem Bulldoggen ähnlichen Oberkörper noch so richtig fein den letzten Schliff verpassen?! grrrr!

Damen mit Brüsten, deren Größen ich nicht in Zahlen zu fassen wage, müssen doch auch bitte nicht noch was Enges und Durchsichtiges tragen, wenn sie großzügig auf das Tragen ihrer BH`s
verzichten. Und wenn die Problemzone Brust dann doch in einem Büstenhalter steckt, dann bitte keine knalligen Bonbonfarben unter durchsichtigen weißen Blusen!

Wenn betagtere Damen aus ihren knatschbunten Dederon-Kittelschürzen nicht herauswollen oder -können, müssen die dann ohne BH auf die Straße gehen?! Manch so ein grauenhaftes DDR-Relikt (Ich meine die Kittelschürze!) ist dann der einen oder anderen Omi gern mal zu kurz, da kommt ne kleine Windboe... Jeder kann sich ohne meine Beschreibung vorstellen, was es da alles zu sehen geben könnte, was man gar nicht sehen will.

Ältere Menschen haben auch oftmals das Problem, dass sie einen anderen Körpergeruch an sich haben als Jüngere. Dafür können sie nichts. Das wird von vielen verschiedenen und komplexen Faktoren beeinflußt. Doch bei sommerlichen Temperaturen sind dann in dieser Hinsicht gerade chemische Fasern nicht besonders hilfreich. Sowas muß frau doch auch bemerken?!

Und dann die Männer! Es gibt da Exemplare, die trotz des Wetters in ihren Anzügen mit Hemd und Schlips stecken! Da stehe ich nicht sonderlich drauf, weil die meisten Maskuline nicht wirkliche Anzug-Typen sind.

Sie sind mir alle Male lieber als die, die in Short und Muskelshirt (wenn es geht noch mit dem regenbogenfarbenen Aufdruck "BOSS") oder im Doppelfeinripp-Unterhemd durch die Gegend jappsen. Denn diese transpirieren in der Regel nicht nur sehr stark, sondern schieben noch ungeniert eine fußballgroße Murmel vor sich her, die sich nicht mehr in die kurzen Hosen stopfen ließen. Wenn dann ihre Körperbehaarung eine Dichte aufweist wie das Fell meiner Katze, dann bin ich restlos bedient!

Manche Herren der Schöpfung gehen nicht nur wirklich derartig gestylt durch die Stadt, sie krönen ihr Aussehen noch mit einer Bierflasche in der Hand und tragen Stoffbeutel mit unzähligen schon geleerten Flaschen drin! Igitt!

Bärte, vor allem die, die spätestens am Ohr anfangen und nicht enden wollen, sind ohnehin für mich was völlig Indiskutables. An heißen Tagen sammeln sich dort nicht nur Getränke- und Speiserester, sondern auch jede Menge Schweißabsonderungen. Was könnte ich brechen, wenn ich auch nur einen Bissen runter bekäme!

Ja, ausgerechnet solche Typen schielen, geifern, sabbern und/oder pöpeln dann nach den jungen, straffen, weiblichen Körpern, die sich sonnengebräunt, mehr oder weniger grazil und äußerst sparsam bekleidet durch die Straßen bewegen.

Ganz ehrlich: die tun meinen geschundenen Augen dann so richtig gut. Wenn ich meinen Weg vom Dorf bis in die Stadt hinter mir habe, habe ich so viele schlimme Geschmacklosigkeiten gesehen, dass ich mich über typgerechte Trikotagen so richtig erfreuen kann. Ich genieße in solchen seltenen Augenblicken einfach nur, dass der Schmerz nachläßt. (Für das kleine Bißchen Neid habe ich meist gar keine Energie mehr.)

Wie laufen solche Menschen zu Hause rum?! Haben die keine Partner, die das stören könnte? Selbst wenn ich allein lebe - ich bewege mich durch das Haus, hin und wieder kommt mal jemand unangemeldet vorbei...

Ich zeige mich meiner Familie auch nur äußerst selten mit Lockenwicklern auf`m Kopf. In der Regel tue ich es nur, wenn ich alleine bin. So wie heute. Da habe ich die Teile im Haar und ein uraltes kurzes Kleidchen an. Beides ist verschwunden sobald die Zeit ran ist, das der oder die Erste die Hofeinfahrt passieren könnte. Ich achte auch auf die "Postzeit". Nein, ich bin nicht verklemmt; ich glaube nur, dass mann/frau sich gerade in einer langjährigen Partnerschaft nicht so gehen lassen sollte.

Nur ist meine Rechnung heute nicht aufgegangen. Gerade hatte ich im Fummel und mit aufgedrehtem Haar den zweiten Schwung Wäsche angesetzt, da klingelts. Voll in Panik schoß ich durch das Haus, unterwegs krallte ich noch nach einer Jogginghose und nach einem Handtuch (für zum Um-den-Kopf-wickeln), sehe ich am Fenster das Dienstwägelchen meines Nichtgatten. Ein wenig erleichtert lies ich alles fallen und öfffnete die Tür.

Normalerweise begrüßt mich mein Blaumännchen mit den Worten: "Hallo, meine Schöne!" Wie das der geschundenen, alternden und empfindlichen Frauenseele schmeichelt...! Heut stand er vor der Tür, sah mich ungläubig an: "Wie siehst du denn aus?!" Ich wäre ja am liebsten im Erdboden versunken, sagte: "Ja meinste etwa Schönheit kommt nur von innen?!"

Er holte, was er brauchte, wir tauschten noch fix ein paar Informationen aus, da war er schon fast weg. Am Auto drehte er sich noch einmal zu mir um, ich bekam mein Kußi und zum Abschied sagte nicht leise servus, sondern: "Geh lieber wieder rein, nicht dass du die Nachbarn erschreckst!"

Nach allem, was ich bisher gesehen habe...

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