Freitag, 22. Juli 2011

Der Bastler - Episode 1

Kommt mal wieder einer der tapferen Bastler in das Fachgeschäft für Weiße Waren...

Er ist ein klein wenig über den Beginn seiner Rentenzeit hinaus, schlurft in lustig ausgetretenen Biopantoffeln und ausgebeulten Markentrainingshosen (die hat er sicherlich mit D-Mark bezahlt) durch den Laden. Der Rücken ein wenig gebeugt, im Gesicht braun gebrannt, dunkle Knopfaugen, ein wenig schlemisch lächelnd, das Haar sehr kurz, die Strickjacke (wohl von einem der so beliebten Märkte östlich unserer Grenzen) im 80er-Jahre-Chic, darunter ein gebügeltes weißes Hemd - so steht er mit ernster Mine vor dem Verkäufer.

Seine Geschichte ist relativ schnell erzählt, wobei er das garantiert ein wenig differenzierter sehen wird :) seine Waschmaschine begann ihren Streik vor drei Wochen. Der Basteler sah es als seine Pflicht, dieser wieder höchst selbst in die Gänge zu verhelfen. Der Schuldige war schnell ausgemacht - der Schalter. Diesen baute er aus, lies sich vom Fachhandel einen neuen kommen. Da alles nicht so ging, wie man(n) sich das gewünscht hatte, wurde der Schalter noch einmal per Garantie umgetauscht. Der Fachhändler von heute ist eben noch sehr kulant. Übrigens ist der Verkauf von Ersatzteilen in der Branche durchaus nicht üblich.. Nicht nur aus "egoistischen" Gründen ist das so, sondern weil der Händler doch viel Aufwand und unter Umständen nur Scherereien haben kann.

Der neu in die Waschmaschine eingebastelte Schalter jedoch, versah seinen Dienst sehr übereifrig. Allerdings konnte dieser nichts dafür, denn er kann nur das tun, was die Technik ihm befiehlt. Und so schaltete er nicht auf geforderte 30 Grad, sondern kochte emsig Omas Wollstrümpfe und Strickjacken. Oma machte dann ihrerseits dem Bastler ordentlich die Hölle heiß. Dieser wiederrum baute den Schalter erneut aus und begab sich auf den Weg zum Fachhändler seines Vertrauens.

(Da ich Grund zur Annahme habe, dass meine Geschichten nicht nur von technisch begabten Menschen gelesen werden, die hier übrigens lediglich in geringer Zahl vertreten und 100%ig männlichen Geschlechts sind, erspare ich uns die entsprechenden Details, liebe Mädls.)

"Nu Meestor, schätzdä binsch ma wiedor hier - das dinkxs gid nähmle ni..!"

"Na heu, was funktioniert denn da nicht?"

"Nu dor Schaldor had dä Bäddsoggn von meinor Frau gägucht - die sinn schätzdä sooo lang..", er deutete dabei gestisch die Entfernung vom Boden bis zur Hüfte an. "Sä gännsch vorställn, wie dä Ollä mir dä Ohrn abegnaubld had.."

Was folgt, ist das männlich wissende beidseitige Grinsen, und das ausgibig.

"Jah, Hr. Bastelwastel, was ham se denn da mit dem Schalter gemacht?"

"Na nüschd, nur eigebaud - ar das Dehl (= das Teil) is kabbudd. Das ham sä mir zwar gägähm, ar da willsch ä neies, das war schun kabbudd. Immorhin habsch s aus dor Diedä genumm un s eigebaud - isch hab nüschd dran rum gämährt odor ärschnd äwas..", und schüttelt mit dem Kopf und nickt und schaut unschuldig drein.

Der Händler nimmt dem Rentner den Schalter aus der Hand, testet und prüft. Beide haben in der Zwischenzeit Platz genommen..

"Hr. Bastelwastel, der Schalter kann auch nicht gehen. Sehen Sie, hier sind die ..elemte entfernt wor.."

".. nee nee", wurde der Verkäufer energisch unterbrochen. "Ich hab da gar nüschdä dran gemachtd. Ich hab dännä so wie der war eigebaud. Das Ding habsch gar ni uffgemochd odor so äwas, nee nee!"

Der Fachmann beginnt mit einer Einführung in die Anatomie des Schalters. Dabei blickt er sachlich, aber geduldig lächelnd in die Bastelwastelsche Unschuldsmine. Die Argumentation endet mit dem Fazit: da hat sich jemand dran versucht. Und wenn es nur zum Zwecke der Neugierbefriedung war.. Der Schuldige kann nur vermutet werden, denn Hr. Bastelwastel war es auf gar keinen Fall!

Ein letztes Mal bekommt der Hr. Bastelwastel ein Ersatzteil mit. Der Händler bittet um ein paar Minuten Geduld, weil er da ein wenig suchen muss. König Kunde ist es recht. Er parkt in der Zwischenzeit sein Auto um - so spart er 20 Cent Parkgebühr für eine Stunde. Indes der Händler versiegelt den Schalter, sodass der Bastler nicht ohne Weiteres den Schalter öffnen kann. Sollte er das tun, würde man dann die Spuren unweigerlich erkennen.. Davon weiß der Bastelfreund aber nichts. Glücklich geht er mit dem Schalter davon.

Herr Bastelwastel rief gerade im Laden an, denn, wer hätte es vermutet, auch dieser Schalter sei "so rischtsch forn Schrubbor!".

".. dänn muss dor Schäff ährschnd äwie äwas vordauschd ham..", und das aller Beste: ".. sinn sä froh, dass ich da wor, sonsdä häds mir hier dä Budä abgefaggld!"

"Bringen Sie doch bitte den Schalter unbedingt mit, wir schauen uns das an."

Wer da nicht glücklich sein wird? Kleiner Tip: der Fachmann wirds nicht sein. Wenn seine Majestät der Kunde selbst am Werkeln ist, dann übernimmt er natürlich auch die Haftung. Es sei denn, er hätte tatsächlich ein defektes Ersatzteil erhalten. Hat er aber nicht! Bisher hat Hr. Bastelwastel den Schalter noch nicht vorgelegt. Die hoch geschätzt 70 € Reparaturkosten vom Fachmann mit Service und Garantie ersetzen eben noch lange nicht das Bastlerglück.

Man darf gespannt sein und noch ein wenig bleiben auf den Ausgang der Geschichte. Denn Herr Bastelwastel möchte ab morgen ein wenig ausspannen. Dazu bereist er die nördlichen Gefilde unserer bunten Republik. Er hat schon sehr Sehnsucht nach seinem Wochenendgrundstück und "will ma widdor ä bohr Dochä ausspann´un ä biddl mid meim seeschlbood nausfohrn.."

Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten :)

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